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Burgruine Flossenburg

Gemeinde Flossenbürg, Landkreis Neustadt an der Waldnaab, Oberpfalz
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Wohnturm auf dem Felsen

Lage und Zugänglichkeit


 
Torturm
Flossenbürg liegt ca. 10 km östlich von Neustadt a. d. Waldnaab nahe der tschechischen Grenze. Nach Neustadt gelangt man (von Süden) bequem auf der Autobahn A 93. Die Ausfahrt Neustadt nehmen, dann die B 15 Richtung Tirschenreuth. In Neustadt dann Richtung Osten nach Floss fahren. Einige Kilometer nach Floss links Richtung Flossenbürg abbiegen.
 
Die Anlage liegt weithin sichtbar auf einer Erhebung über dem Ort Flossenbürg. Ein Pfad führt vom Fuss des Berges hinauf. Sie ist das ganze Jahr über zugänglich.
 
 

Geschichte


 
Zeichnung der Burg um 1600
Das "castrum flozzen" war ursprünglich eine der wichtigsten Burgen des Nordgaus (der späteren Oberpfalz). Sie ist eine Gründung des mächtigen Nordgaugrafen Berengar von Sulzbach. Genannt wird sie erstmals 1124. 1125 taucht der Besitzer der Burg als Zeuge in einer Urkunde auf: Ingramus de Flozzen, ein Ministeriale des Grafen. Seine Nachkommen Konrad, Arnold und Ingram treten zusammen mit dem Grafen Gebhard 1183 im Gefolge des Kaisers Friedrich Barbarossa auf. Flossenbürg spielte eine wichtige Rolle im Plan des Stauferkaisers, die wohlhabende Region Eger zu einem unmittelbaren Reichsterritorium auszubauen. Günstig deshalb, dass 1188 die Grafen von Sulzbach aussterben und die Flozzenburg an Barbarossa geht. Sein Enkel Kaiser Friedrich II. hatte weniger Interesse an dem Bauwerk und verlieh sie 1212 vorübergehend dem böhmischen König Ottokar Przemysl.

Nach dem Tod des letzten Staufers Konradin 1268 kommt die Burg an Niederbayern. Ludwig der Bayer verpfändet sie 1314 an den böhmischen König Johann, um sich seine Unterstützung bei der Königswahl zu sichern. 1366 richtet dessen Sohn Karl IV. ein Amt und Gericht ein und stationiert 8 Burgmannen. 1379 landen Markt und Burg Floss wieder bei den Wittelsbachern und wechseln in der Folge zwischen verschiedenen Linien des Hauses. Die Burg war zu diesem Zeitpunkt strategisch längst ohne Bedeutung. Das Ende kommt aber erst im 30jährigen Krieg: In Floss stationierte Dragoner des Herzogs von Weimar setzen sie ohne Not in Brand. Seitdem ist die Flossenburg verlassen und Ruine. Erst Anfang der 90er Jahre umfangreiche Ausgrabungen und Wiederherstellung.
 
 

Beschreibung


Grundriss Flossenbürg
A=Wohnturm  B=Vorhof
C=Schildmauer  D=Äußerer Hof
E=Quermauer  F=Batterieturm
G=Wohnkomplex  H1 + H2=Höfe
J=Toranlage  K=Burgweg  L=Turm


Kernburg

Frühester Teil der Burg ist das rechteckige Wohngebäude auf dem Felsturm, das aus der Salierzeit kurz nach 1100 stammen dürfte. Auch die Mauerung aus Kleinquadern weist darauf hin. Mit einem kleinen Hof und einer Schildmauer bildet dieses "feste Haus" den Kern der Anlage. Man erreicht ihn über in den Fels gehauene, steile Wege und Treppen. Die relativ sichere Lage des Turms auf dem mächtigen, seltsam geschichteten Granitfelsturm machte große Mauerstärken unnötig, sie bewegen sich in der Größenordnung von nur einem Meter.




Vorburg vom äußeren Hof gesehen

Unterhalb der Kernburg dehnt sich die spätmittelalterliche Vorburg auf dem Bergplateau aus, sie gliedert sich in zwei Teile: Einen Wohn- und Wirtschaftskomplex und den sogenannten äußeren Hof. Er trennt den alten vom neueren Teil und bildet so den Vorhof zu beiden Hauptteilen der Burg. Man erreicht ihn über eine Toranlage, die sich südlich an Vorburg anschließt.
 
Seltsam mutet zunächst an, dass sich die dicke Quermauer und der Batterieturm der unteren Burg zur Verteidigung quasi nach innen zum äußeren Hof wenden. Das erklärt sich dadurch, dass er verteidigungstechnisch die empfindlichste Stelle der Anlage war und Angreifer zunächst dort eingedrungen wären. Deshalb musste sowohl die Kernburg als auch die Unterburg gut abgeschirmt werden. Im hinteren Teil der Unterburg sind Saalbau, Backstube, Zisterne und weitere Nutzgebäude untergebracht. Die Lage der in Urkunden belegten Kapelle ist ungeklärt.

Außenturm
Sehr ungewöhnlich scheint die Lage eines zweiten, mächtigen Turmes außerhalb der Anlage im Nordosten. Die relativ starken Mauern aus Buckelquadern (2,7 m) und die Form erinnern an einen Bergfried, doch Kamin und Aborterker lassen eher auf einen Wohnturm schließen. Er sollte die Zugangsseite zusätzlich schützen. Zeitlich ist er um 1200 einzuordnen. Deutlich lassen sich in den einzelnen Quadern die Zangenlöcher erkennen, die dem Baukran als Griff dienten.
 

Wissenswertes


 

Der relativ gute Erhaltungszustand, die einzigartige Lage und die wunderschöne Aussicht vom Wohnturm aus machen Flossenbürg zu einem lohnenden Ausflugsziel. Ganz in der Nähe liegt die ebenfalls sehr sehenswerte Ruine Leuchtenberg.
 
In Flossenbürg gibt es ein Burgmuseum, welches für Gruppen nach Voranmeldung und im August an bestimmten Wochenenden geöffnet wird. Nähere Informationen bei der Gemeinde Flossenbürg, Tel. 09603/92060. Jedes Jahr feiert die historische Burgwehr Flossenbürg ein Fest in der Burgruine. Mehr Informationen auf dem Veranstaltungskalender der Gemeinde unter http://www.flossenbuerg.de.
 

Karte


 

Skalierbare Karte auf openstreetmap.de:
http://openstreetmap.de/karte.html?zoom=16&lat=49.73381&lon=12.34885&layers=B000TT


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***Bewertung: Äußerst interessante Anlage, tolle Atmosphäre!
 
Weitere Bilder und Infos auf
http://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Flossenb%C3%BCrg
http://www.flossenbuerg.de
http://www.burgenwelt.de.

Literatur:
Heribert Sturm: Historischer Atlas von Bayern: Neustadt an der Waldnaab - Weiden
A. Boos: Die Burgruine Flossenbürg (dort weitere Informationen)
U. Pfistermeister: Burgen der Oberpfalz
F. W. Krahe: Burgen des deutschen Mittelalters

Herzlichen Dank an die Gemeinde Flossenbürg für die historische Abbildung!
 
Erstellt 11/2000, aktualisiert 11/2007.