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Burg Grünwald

(Landkreis München, Oberbayern)
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Burg im Winter

Lage und Zugänglichkeit


 
Burgtor, zum Vergrößern anklicken!
Die Burg liegt wenige Kilometer südlich von München über der Isar. Von München aus nimmt man die B 11 Richtung Wolfratshausen und biegt vor Höllriegelskreuth links nach Grünwald ab. Dann über die Isarbrücke, sie liegt gleich links am Ortseingang. Auch per S-Bahn oder Tram von München aus gut erreichbar.

Die Burg ist eine Zweigstelle der Archäologischen Staatssammlung. In letzter Zeit wurde dort ein sehr gut gemachtes Museum eingerichtet, dass die Geschichte des Lebens auf der Burg mit hochwertigen originalen Ausstellungsstücken illustriert. Die Öffnungszeiten finden sich unter http://www.archaeologie-bayern.de/de/zweigmuseen/gruenwald/.

In einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude vor der Burg gibt es ein Restaurant mit schöner Terrasse.


Geschichte


Holzschnitt 1568 
Der Ort hieß früher Derbolfing, eine Ritterfamilie "Zirke" wird dort als Andechser Ministerialen Ende des 12. Jahrhunderts genannt. Diese könnten die Gründer eines ersten Burgensitzes sein. Als die Wittelsbacher Herzöge ihre Macht im südlichen Bayern ausdehnen wollen, führt das zum Konflikt mit den Andechser Grafen. In den folgenden Kämpfen setzen sich die Wittelsbacher durch und übernehmen ab der Mitte des 13. Jahrhunderts auch in Derbolfing das Kommando. 1272 jedenfalls wird Herzog Ludwig der Strenge dort vom Freisinger Bischof mit Gütern belehnt, 1293 ist dann der ganze Ort unter herzoglicher Herrschaft. Die wahrscheinlich bestehende Burg wird in der Folge ausgebaut und in Grünwald umbenannt.

Die strategische Bedeutung hat Burg Grünwald schon bald verloren. 1348 heißt es offiziell in einer Urkunde, dass sie nur noch "zur Jagd und anderer Kurzweil" dient. Herzog Johann II. interpretierte das auf ganz eigene Weise - seine Geliebte brachte hier 1392 einen Sohn zur Welt, der es als Johannes Grünwalder bis auf den Freisinger Bischofsthron schaffte. Auch Herzog Sigismund nutzte später Grünwald als diskreten Sitz für seine Liebesabenteuer.

Kartenausschnitt bei Apian 1568 Nur einmal erlebte die Burg rauhere Zeiten. Die Münchner Bürger erhoben sich 1398 gegen die Herzöge. Die folgende Belagerung scheint aber glimpflich abgelaufen zu sein: Es blieb bei provozierenden Gesten, größere Kampfhandlungen sind nicht belegt.

Herzog Albrecht der Weise lässt Grünwald ab 1486 noch einmal aufwändig ausbauen - als romantischen Rittersitz, dessen militärisches Äußeres eigentlich nur noch Staffage war. Die Nachfolger verlieren das Interesse und Grünwald fällt in einen Dornröschenschlaf. Weil der Hang zur Isar ins Rutschen kommt, müssen im 17. Jahrundert mehrere Gebäude abgerissen werden, darunter der Pallas. 1698 wird die Burg zum Gefängnis für adelige Straftäter umfunkionert. Die Wandgemälde eines Insassen, der zeittypisch als "Goldmacher" und Alchemist sein Unwesen in ganz Europa trieb, sind heute noch zu bewundern. Ab 1798 Pulverlager und Munitionsdepot. 1879 schließlich zieht wieder die Ritterromantik ein: Der Bildhauer Paul Zeiler erwirbt die Anlage, veranstaltet historische Feste und lässt den großen Turm in Stand setzen. 1978 übernimmt schließlich der Staat, renoviert großzügig und richtet ein Museum ein, das gerade völlig neu konzipiert wurde.
 

Beschreibung


 
Grundriss Vom Hochufer der Isar ist die Anlage durch einen rechtwinkligen Graben und einen vorgelagerten Wall abgetrennt. Alle sichtbaren Gebäude stammen vom letzten großen Ausbau im ausgehenden Mittelalter. Sie dienten offensichtlich mehr der Repräsentation als der Wehrhaftigkeit: Die hohe Mantelmauer ist aus Backsteinen gebaut, das hübsche Tor mit Maschikuli (eine Art Schütterker) ausgerüstet, die eher pittoresk als praktisch scheinen, der Bergfried zwar hoch, aber untypisch schlank und dünnmaurig. Auch der früher umlaufende Zwinger mit runden, offenen Ecktürmchen macht eher einen dekorativen Eindruck.

Von älteren Bauteilen wie Pallas/Wohnturm (auf dem Holzschnitt am Eck zu sehen) ist nichts mehr übrig. Unklar deswegen, ob Grünwald schon um 1200 oder erst in wittelsbachischer Zeit gebaut wurde.
 
 

Wissenswertes


 
Zwinger, zum Vergrößern anklicken!
Ideales Ausflugsziel für Münchner, die eine kleine Radltour machen wollen. Die Isar lädt außerdem zu Uferspaziergängen, Grillaktionen oder Paddeltouren ein (am besten von Wolfratshausen aus). Immer vor einem Besuch die Öffnungszeiten des Museums checken.

Karl Valentin setzte der Burg Grünwald und seinen mittelalterlichen Bewohnern ein unsterbliches Denkmal in seinem Lied "Die oiden Rittersleit".
 

Burghof


 
Burghof

 

Blick vom Bergfried ins Isartal


 


 

Karte


 

Skalierbare Karte auf openstreetmap.de:
http://openstreetmap.de/karte.html?zoom=16&lat=48.04168&lon=11.51936&layers=B000TT


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***Bewertung: gut erhaltene spätmittelalterliche Burg, schön gelegen, mit sehenswertem Museum
 
Weitere Informationen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Gr%C3%BCnwald
http://www.hdbg.de/burgen

Literatur:
Michael Weithmann: Ritter und Burgen in Oberbayern

Erstellt 10/2009.