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Klosterburg Kastl

Markt Kastl, Kreis Amberg-Sulzbach, Oberpfalz
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Klosterburg Kastl

Geschichte


Wappen der Kastler Grafen Kastl war ursprünglich eine Burg der mächtigen Grafen von Sulzbach, dort einiges mehr über ihre Geschichte. Graf Berengar von Sulzbach gründete auf der bestehenden Burg mit seinen Verwandten, dem edelfreien Friedrich und seinem Sohn Otto von Kastl im Jahr 1102 das Benediktinerkloster St. Petrus, was vom Papst selbst bestätigt wurde. Das Kloster spielte in der Hirsauer Kirchenreform im Reich bald eine Rolle. Die klösterliche Reformbewegung zielte auf eine größere Unabhängigkeit von politischer Macht und strengere Ordensdisziplin nach Vorbild von Cluny.

Die kulturelle Blüte des Klosters intensivierte sich nach 1300 mit engen Beziehungen zum Hof Kaiser Ludwigs des Bayern, der dort oft zu Gast war und seine kleine Tochter Anna im Kloster begraben ließ, die auf einer Durchreise an einer Krankheit gestorben war. Laut einer Stiftungsurkunde sollte jährlich an ihrem Todestag eine Messe gelesen werden. Zahlreiche weitere Stiftungen der Könige, der bayerischen Herzöge und des lokalen Adels vermehrten die Besitzungen. Die "Kastler Klosterreform" beeinflusste viele Klöster in Bayern, so zum Beispiel St. Emmeram in Regenburg, Weihenstephan und St. Gallen in der Schweiz. 1413 erfolgte die Erhebung zum Reichskloster durch König Sigismund. Im 16. Jahrhundert tritt trotzdem wie bei vielen Klöstern im deutschsprachigen Raum ein rascher Verfall ein. Als die Pfalzgrafen zum Calivinismus übertreten, wird das Kloster im Jahr 1556 aufgehoben. Nach der Gegenreformation wird Kastl Sitz der Amberger Jesuiten und später der Malteser.

1803 nach der Säkularisation wurde das Kloster Amts- und Gerichtssitz, später privatisiert. 1958 gründet sich ein ungarisches Gymnasium mit Internat, das bis zum Jahr 2006 bestand. Danach standen die Gebäude lange leer. Die Anlage wurde in den letzten Jahren umfangreich saniert und zu einer Außenstelle der Polizeihochschule Sulzbach-Rosenberg ausgebaut. Seit der Eröffnung 2023 studieren 120 Polizistinnen und Polizisten hier.
 

Beschreibung


mittelalterlicher Grabstein von Seyfried Schweppermann in Kastl
Die Anlage hat sich auch nach der Umwandlung zum Kloster ihr wehrhaftes Aussehen bewahrt und wird deshalb oft als Klosterburg bezeichnet. Sie wird von einem Halsgraben vom Bergsporn abgetrennt. Von der mittelalterlichen Burg stammt vielleicht noch der rechts vom Graben liegende, unscheinbarere Torturm aus regelmäßigen Quadern, dessen bogenförmige Durchfahrt heute zugemauert ist.

So wird auch der ursprüngliche Zugang klar: Er verlief wie bei einer Burg üblich, über den Graben mit einer Brücke, die nicht mehr vorhanden ist. Im Stich von 1690 kann man diese Zugangssituation noch sehen. Der heutige Zugang zur Anlage erfolgt durch den Graben und ein einfaches Tor zu einem massigen quadratischen Torturm aus Bruchsteinquadern mit spitzbogigem Durchgang, der wohl eher im 14. Jahrhundert erbaut wurde.

Die anderen Gebäuden des Klosters sind neueren Ursprungs, es wurden aber mittelalterliche Mauerreste integriert. Im Zehentstadel hinter der Kirche finden sich an einer Ecke ohne Putz zahlreiche Buckelquader, die wohl als Spolien neue Verwendung fanden. Sehenswert ist vor allem die romanische, dreischiffige Klosterkirche aus dem Jahr 1129 mit einem Wappenfries, der die lokalen Rittergeschlechter aus der Zeit um 1300 abbildet, die dem Kloster Güter gestiftet haben - ein Who is Who des Oberpfälzer Adels. In der Vorhalle ruht in einem Glassarg die Mumie der dreijährigen Prinzessin Anna, Tochter des späteren Kaisers Ludwigs des Bayern.

Auch Ritter Seyfried Schweppermann, berühmter Feldherr des Kaisers, liegt hier seit 1337 begraben, ein Grabstein mit einer einfacher Ritzzeichnung zeugt davon. Das zusätzliche barocke Ehrenmal ziert der berühmte (angebliche) Ausspruch Ludwigs nach der Schlacht bei Mühldorf, als zum Essen nur ein Korb Eier zu finden war: "Jedem eyn ey, dem braven Schweppermann zwey." Seyfrieds Söhne Hartung und Heinrich saßen auf der nahen Burg Pfaffenhofen.
 

Stich von 1690




Zugang durch den Burggraben


Zugang durch den Burggraben


Früher Torturm, späterer Torturm





Romanische Klosterkirche (12./14. Jh.)




Wappenfries


Wappenfries

Wappenfries


Zehentstadel mit Buckelquadern, romanisches Fenster an Nebengebäude





Karte Bayernatlas



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***Bewertung: einzigartige Klosterburg im Lauterachtal
 
Weitere Informationen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Kastl
Klöster in Bayern: Kloster Kastl

Erstellt 8/2008, aktualisiert 1/2025