Passau
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Gleich zwei gut erhaltene Wehrbauten hat Passau zu bieten: die Veste Niederhaus direkt am Donauufer und darüber die Veste Oberhaus: eine im Kern mittelalterliche Burg, die immer weiter ausgebaut und mit einem Festungsring umgeben wurde. Beide gehörten dem Passauer Bischof.
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Geschichte
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Bischof Ulrich II. von Passau ließ die Burg im Jahr 1219 erbauen. Kurz davor hatte er mit dem Ilzgau die Reichsfürstenwürde von Kaiser Friedrich II. erhalten. Die neue Burg auf dem Georgsberg sollte seinen Machtanspruch eindrucksvoll demonstrieren und auch den aufmüpfigen Passauer Bürgern zeigen, wer die Hosen anhat. Lang konnte sich Ulrich aber nicht an seinem Bauwerk freuen: Er starb auf dem desaströsen Kreuzzug_von_Damiette im Jahr 1221 im heutigen Ägypten.
Seine Burg wurde jedoch im Mittelalter nie erobert: Im Jahr 1298 rebellierte die Bürgerschaft gegen den Bischof. Der ließ die Stadt kurzerhand von seiner Burg aus beschießen und richtete so großen Schaden an, dass die Bürger aufgeben mussten. Die Burg hatte ihren praktischen Nutzen bewiesen. 1367, 1431 und 1482 folgten weitere Belagerungen durch die Städter, die gerne eine freie Reichsstadt gründen und vom Bischof unabhängig werden wollten - allerdings ohne Erfolg. In der Folge wurde die Burg zur repräsentativen Residenz ausgebaut. Im 16. und 17. Jahhrundert folgte der weitere Ausbau zur Festung durch ausgedehnte Bastionen im Vorfeld.
Nach der Säkularisation 1802 ist das Oberhaus zunächst Grenzfeste gegen Österreich, ab 1867 bayerisches Staatsgefängnis. Erst 1932 übernimmt die Stadt die Regie und richtet später ein Museum ein, das 1997 erneuert wird.
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Beschreibung
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Wenn man sich der Veste nähert, erinnert erst einmal nichts an eine mittelalterliche Burg. Erst müssen die Sternbastionen des 17. Jahrhunderts durchschritten werden, dann geht der Weg vorbei an der "Katz" - einem weiteren neuzeitlichen Bollwerk mit angeschlossenem Torturm aus dem 16. Jahrhundert. Erst danach ist der mittelalterliche Burggraben zu sehen, der durch eine Brücke überwunden wird. Der Graben zieht sich auf der Hangseite als Zwinger weiter um die Burg, an der Stadtseite sogar doppelt ausgeführt
Den Zugang zur großen Vorburg bildet ein Torturm mit Zugbrücke aus dem späten Mittelalter, der später nach vorne erweitert wurde. Die Vorburg wird umschlossen von Gebäuden aus der frühen Neuzeit und beherbergt heute das Burgcafé.
Durch einen weiteren Tor-Durchgang betritt man die Kernburg. Im Hof bestimmen zunächst offene Arkadengänge aus der Renaissance das Bild. Ein Brunnen steht in der Mitte und dahinter die mittelalterliche Kapelle, die von außen einen barocken Eindruck macht, innen aber gotische Kreuzrippengewölbe und eine schöne Ausmalung zeigt. Sie ist mit einer Seite an den Fürstenbau angelehnt. Der macht von außen durch die scheinbar regelmäßigen Fenster einen klassizistischen Eindruck. Viele dieser Fenster sind aber "Tromp-l'oeil" - optische Täuschung durch kunstvolle Malerei. Im Kern war er wohl der Palas der mittelalterlichen Burg.
Rechts des Tors der prächtige Schachnerbau, spätmittelalterliches Prunkstück des Bischofs. An der Stadtseite zeigt er deutlich die Entstehung: 1499. Im Schachnerbau befindet sich das Oberhausmuseum. Innen eine gut erhaltene Bohlenstube mit kielbogiger Eingangstür. Heute nicht mehr zu sehen ist der große Wohnturm, der wohl die eigentliche Keimzelle der Burg war - er wurde abgetragen und erst durch eine archäologische Grabung in jüngerer Zeit nachgewiesen. Auf den historischen Abbildungen ist er noch gut zu erkennen.
Nach der Belagerung 1367 wurde eine turmbewehrte Verbindung zur Veste Niederhaus geschaffen, die noch vollständig erhalten ist.
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Historische Abbildungen von 1480 und 1546
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Kapelle innen und Bohlenstube im Schachnerbau
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Oberhaus von der Stadt aus gesehen
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Beschreibung und Geschichte
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Niederhaus erscheint viel mehr als "Burg" als das Oberhaus. Es ist eben auch nicht so oft umgebaut worden und hat immer hauptsächlich der Verteidigung und der Kontrolle des Flusses gedient. Auf dem Grundriss ist nur die Kernburg zu sehen, nicht der Bergfried an der Spitze. Er war im Original noch viel höher als heute, wurde aber 1809 zur Hälfte abgetragen, damit die Geschütze des Oberhauses freie Schussbahn auf den Fluss hatten. Zum Berg hin soll noch ein Turm gestanden haben, der heute verschwunden ist. Die Burg besitzt einen oberen Vorhof, der zum Oberhaus ausgerichtet ist. Betreten wird die Anlage ursprünglich aber durch den unteren Burghof, der von der Ilzseite aus zugänglich ist und durch den Bergfried gedeckt ist. Der trapezförmige Palas soll im Mittelalter einen Rittersaal und zwei Kapellen beherbergt haben. Wo sich diese genau befanden, kann heute nicht mehr nachvollzogen werden. Das Wohngebäude zwischen Bergfried und Palas ist neueren Datums.
Die Veste Niederhaus wird zum ersten Mal im Jahr 1359 genannt, könnte aber früher entstanden sein. 1367 wurde sie beim Aufstand der Bürger eingenommen, als Reaktion darauf entstand danach die Mauerverbindung zum Oberhaus. 1435 durch eine Pulverexplosion zerstört, ließ sie der Bischof gleich erneuern. Kurze Zeit war sie Residenz, später Versammlungsort der Landstände. Nach der Auflösung der Festung 1867 gelangte sie in Privatbesitz, ist noch heute bewohnt und der Öffentlichkeit nicht zugänglich. 2012 wurde das Innere grundlegend saniert und in exklusive Wohnungen aufgeteilt.
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Niederhaus von der Ilzseite gesehen
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