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Schlossruine Runding

Landkreis Cham, Oberpfalz
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Lage und Zugänglichkeit



Runding liegt wenige Kilometer östlich von Cham. Am besten gelangt man dorthin, indem man von Westen kommend die B 20 an Cham vorbeifährt und ca. 5 km nach der Ausfahrt Chammünster rechts nach Perwolfing abbiegt. Von dort geht es durch Niederrunding nach Runding.
 
Vom gleichnamigen Dorf aus führt ein Fußweg den Burghügel hinauf. Der Weg ist ausgeschildert, Infotafel vor dem Burgeingang.
 

Geschichte


 
Kartenausschnitt bei Apian 1568
Otto von Runding wird im Jahr 1118 als Ministeriale der Markgrafen von Cham genannt. Verschiedene Linien teilen sich danach die Burg, in Urkunden genannt werden mehrmals Rudiger, der auf dem nahen Haidstein saß, Adalbert und Adelheid. Dietrich wird 1252 Abt des Klosters Reichenbach. Ab 1300 gerät die Familie aber in finanzielle Nöte und muss immer mehr Teile der Herrschaft verkaufen, u.a. an die Chamerauer, Zenger und Fraunberger. Während die verarmten Rundinger am Ende nach Cham ziehen müssen, gelingt es Heinrich V. Nothafft zu Wernberg ab 1413 nach und nach, alle Teile in seinen Besitz zu bringen.

Grabstein Ludwigs von Eyb auf Runding
Heinrich Nothafft ist ein wichtiger Mann in den Regierungen der bayerischen Herzöge und schafft es zu beachtlichem Reichtum. 1429 schlägt er im nahen Satzdorf ein Heer der Hussiten. Er war es wahrscheinlich auch, der Runding zur großen, spätmittelalterlichen Burganlage ausbauen ließ. Die Rundinger Nothafft machten in den folgenden Jahrhunderten alle Aufs und Abs einer typischen Ritterfamilie durch. Heinrichs Sohn und sein Enkel lehnten sich in Ritteraufständen gegen den Herzog auf. Im 16. Jahrhundert geraten die Nothafft in wirtschaftliche Not und müssen an Ludwig VII. von Eyb verkaufen, aus der fränkischen Ritterdynastie derer von Eyb (bei Ansbach), der sich mit seinen zwei Brüdern danach "auf Runding" nennt. Sein Grabstein steht heute an der Rundinger Pfarrkirche, er ist in Rüstung und mit Marschallstab abgebildet und war Protestant.

1618 schafft es Hans Albrecht Nothafft dann, die Burg wieder in seinen Besitz zu bringen - aber er hatte Pech: Zweimal wird sie im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden niedergebrannt und geplündert (1633, 1641). Trotzdem bauen seine Erben im 18. Jahrhundert die Burg zum Schloss aus.
 
Danach ging es endgültig bergab. Bis zur Zwangsversteigerung 1829 hatte die Familie einen Schuldenberg von 300.000 Gulden angehäuft - eine riesige Summe. Der Verkauf an Privatleute bedeutete das Ende von Runding: Die neuen Besitzer nehmen schließlich das Dach ab, um die Balken zu verkaufen und geben das Schloss zum Abbau von Bausteinen frei. Ein Rettungsversuch in den 20er Jahren des 20. Jhs. misslingt. Fortschreitender Verfall bis 1992, erst seitdem umfangreiche Sicherungsmaßnahmen und Ausgrabungen durch die Gemeinde Runding und den Verein der Burgfreunde.
 

Grundriss

Grundriss Runding

Beschreibung



Runding ist ein typischer Fall einer Burganlage, die bei besserer Pflege in den letzten hundert Jahren heute noch nahezu unbeschädigt bestehen könnte. Der Kern der hochmittelalterlichen Burg gruppiert sich um einen Granit-Felsturm in der Mitte der unregelmäßig rechteckigen Anlage. Dort konnten in Ausgrabungen mehrere Gebäude nachgewiesen werden, die wohl in zeitlicher Abfolge genutzt wurden. Ein mehreckiger Turm und ein über den Felsen ausgreifender Wohnturm scheinen die frühestesten Gebäude zu sein. Danach wurden sie abgerissen und zum Teil mit einer Kapelle überbaut, die aber auch nur noch in Grundmauern steht.

Die Burg hatte zwei Zugänge: Vielleicht aus dem 13. oder 14. Jahrhundert stammen die beiden Rundtürme aus Bruchsteinen, die ein früheres, noch Südosten offenes Tor flankierten. Gegenüber im Nordwesten das zweite, vielleicht spätere Tor, der von einem Wohnturm gedeckt wurde. Von ihm ist ein Stumpf ergraben worden, eine Mauerecke steht noch in größer Höhe. Der urspünglich walmbedachte gedrungene Palas aus dem 15. Jahrhundert steht auf der Nordseite, von ihm ist noch am meisten erhalten. Er hat im oberen Stockwerk die typischen größeren Fensteröffnungen mit Sitzbänken. Alle Gebäude sind aus Bruchsteinen gebaut, beim Wohnturm kamen zusätzlich Eckquader zum Einsatz. An diese älteren Gebäude wurden im Westen und Osten geschlossene Gebäudetrakte angebaut, die dem ganzen einen eher schlossähnlichen Charakter verleihen. Von ihnen stehen nur noch die Grundmauern.
 
Die Anlage ist verteidigungstechnisch aufwändig gestaltet: Sie war von einem komplett umlaufenden Zwinger mit Ecktürmen, einem tiefen Rundgraben und einem Wall umgeben. Vor der Burg stand ein Pfleghof wahrscheinlich aus der frühen Neuzeit. Dort und weiter unten der Gemeinde zu stehen zwei Getreidekästen, die vom einstigen Reichtum künden.
 


Historische Abbildungen in chronologischer Reihenfolge


Runding um 1600 Runding um 1700 Ruine Runding 1846 Runding Ende 19. Jh.

Wissenswertes


 
Im nahegelegenen Chammünster, das im 9. Jahrhundert von Benediktiner aus St. Emmeram in Regensburg gegründet wurde, gibt es im Friedhof der interessanten Kirche Maria Himmelfahrt einen Karner. Er wurde im 12. Jahrhundert erbaut und erst im 19. Jh. wiederentdeckt. Wie im Mittelalter üblich liegen dort die Gebeine und Schädel der Verstorbenen sorgsam sortiert und aufgeschichtet. Nicht weit entfernt vom Ort findet man die Ruine Chameregg.
 
Einige Kilometer östlich von Runding liegt die sehenswerte Burgruine Lichteneck.
 
 


Zugangsseite im Norden


Kernburg


Wohnturmstumpf am Nordeingang


Wohnturmstumpf


Usprüngliche Kernburg


Kernburg


Reste des Palas


Palas


Tor im Süden mit Doppelrundturm


Südtor


Getreidekasten in der Vorburg


Getreidekasten


Karte Bayernatlas



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***Bewertung: Riesige, beeindruckende Anlage, vorbildlich restauriert.
 
Weitere Informationen:
Burgruine Runding bei Wikipedia
Burgschlossruine Runding im HDBG
http://www.burg-runding.de
http://notthafft.de

Literatur:
Ernst, Bernhard: Burgenbau in der südöstlichen Oberpfalz II (2001), S. 236 ff.
Infoblatt der Burgfreunde Runding
 
Erstellt 9/2000, aktualisiert 2/2025.