Burgruine Werdenfels
Burgrain, Garmisch-Partenkirchen, Oberbayern
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Geschichte
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Die erste Nachricht von der Burg erfolgt im Jahr 1249: Ritter Schweiker von Mindelberg verkauft sie mit Falkenstein (Burgstall nördl. von Garmisch) für 250 Augsburger Pfund an den Freisinger Bischof Konrad, der in der Gegend schon begütert ist. Unklar ist, woher Schweiker diesen Besitz hatte: In der Urkunde ist ein Otto genannt. Es gab aber einen bayerischen Herzog und einen Grafen von Andechs-Meranien mit diesem Namen - einer der beiden war sein Lehensherr. Auch die Erbauungszeit ist unsicher, liegt aber wohl um 1230.
Sicher ist, dass ab 1294 durch einen Verkauf des Grafen Berthold von Eschenlohe ein größeres, zusammenhängendes Gebiet entsteht, das fortan "Grafschaft Werdenfels" genannt wird - auch wenn es dort nie einen Grafen gab. Für die Burghut Werdenfels erhielt Berthold eine Leibrente in Geld und 4800 Liter Südtiroler Wein - ein stolzer Preis. Hauptorte waren Garmisch, Partenkirchen und Mittenwald. Das vom Freisinger Bischof und seinen Vertretern beherrschte Gebiet erstreckte sich bis ins Karwendeltal und lieferte lukrative Zolleinnahmen durch die Lage am Alpenpass, Wildfleisch, Holz, Marmor - es war, wie der Chronist Carolus Meichelbeck 1724 beschreibt, "das beste Stuckh des Reichsfürstenthumbs Freysing". Ab 1500 gehen Teile des begehrten Landes an die mächtigeren Nachbarn Bayern und Tirol verloren.
Die Burg selbst dient im späten Mittelalter als Pflegersitz und Gerichtsort. Kämpfe sind keine bekannt. Mehrere Ausbauten und Reparaturmaßnahmen sind belegt, sogar ein See zur Wasserversorgung wird angelegt, der heutige Pflegersee einige hundert Meter über der Burg. Ab dem 17. Jahrhundert nehmen die Pfleger dann ihren Sitz im Tal, die Burg verfällt und wird als Steinbruch genutzt, unter anderem für die barocken Pfarrkirchen im nahen Farchant und Garmisch. Erst ab dem 20. Jahrhundert werden die Überreste gesichert und bis heute mehrmals renoviert.
Ein dunkles Kapitel der Werdenfelser Geschichte sind die Hexenprozesse. 1583 wurde Caspar Poißl Pfleger und Richter auf Werdenfels - offenbar ein leicht beeinflussbarer Geselle. Die Bevölkerung war durch Seuchen, Tierkrankheiten und Unwetter verunsichert. Bald kamen Anschuldigungen gegen Frauen und Männer auf, denen Poißl bereitwillig Glauben schenkte. Die Angeklagten wurden in den Bergfried eingesperrt und gefoltert, worauf sie die Taten natürlich zugaben. Eine Hysterie brach aus, in deren Folge 127 Menschen der Hexerei bezichtigt, davon 50 Frauen und ein Mann durch Verbrennung hingerichtet wurden.
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Beschreibung
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Vom Tal aus ist von der Burgruine nur wenig auszumachen. Das ändert sich, wenn man den einem Bergmassiv vorgelagerten Rücken erreicht hat. Vom nicht sehr tiefen Halsgraben aus sind zuerst einmal die Mauern der Vorburg sichtbar, die aus den weißen, kleinformatigen Kalk-Bruchsteinen gebaut sind, aus denen die ganze Burg besteht. Die Vorburg ist eine Zutat aus dem 15. Jahrhundert. Vom Torturm der Vorburg ist nichts übrig, sie soll mit einer Zugbrücke ausgestattet gewesen sein. Durch das im 20. Jahrhundert rekonstruierte, spitzbogige Mittertor kommt man in einen zweiten Abschnitt der Vorburg. Darüber liegt rechts die eigentliche Kernburg.
Der vordere Abschnitt der einst nahezu quadratischen Anlage besteht fast nur aus Schutt. Rechts zeigt ein großer Haufen den einstigen Bergfried an. Er war - wie die ganze Burg - sehr klein dimensioniert und nur mit der Vorderseite in die Ringmauer integriert. An ihm vorbei führte der einfache Eingang in den inneren Hof. Von dort gesehen beeindruckt heute vor allem die breite Innenseite des Palas. Es ist der größte, am besten erhaltene und älteste Teil der Burg und stammt wohl aus dem 14. Jahrhundert. Er war durch eine Innenmauer asymmetrisch geteilt und hat noch 6 m hohe Mauern mit nur etwa 1 m Stärke. Sehr ungewöhnlich sind die ebenerdigen, spitzbogigen Eingänge zum Palas: Sie sind relativ hoch und breit und öffnen das untere Geschoss fast wie eine Loggia zum Hof. Den Burgbewohnern war das wohl selbst irgenwann zu luftig: Eine der Öffnungen wurde im nachhinein stark verkleinert. Das oberste der drei heute erkennbaren Stockwerke war mit großen Fensteröffnungen wohnlich ausgebaut, die Außenmauern des Gebäudes sind zum großen Teil abgegangen.
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