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Burgruine Wolfstein

Neumarkt in der Oberpfalz
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Die Burg vom Bergplateau aus

Lage und Zugänglichkeit


 
Burggraben, Bergfried (zum Vergrößern anklicken!)
Wolfstein liegt weithin sichtbar auf dem Rand der Jura-Schichtstufe über der Kreisstadt Neumarkt in der westlichen Oberpfalz. Man erreicht die gut erhaltene Ruine, indem man in der Stadt die B 299 Richtung Amberg nimmt. Nach zwei Tankstellen führt nach rechts eine Straße in Richtung Schmidmühlen den Fuchsberg hinauf. Nach einer längeren Steigung zweigt nach links eine kleine Straße zum Plateau ab, auf dem die Burg bald sichtbar wird. Parkmöglichkeit auf einem Platz direkt vor der ehemaligen Vorburg.
 
Die Burgruine ist leider nicht mehr ganzjährig zugänglich, sondern nur noch von April bis 31. Oktober. Der Bergfried ist nur zu besteigen, wenn Mitglieder des Vereins der Wolfsteinfreunde Neumarkt vor Ort sind (v.a. am Wochenende). Der Verein veranstaltet im Sommer auch Führungen und Feste auf der Burg.
 

Geschichte


 
Ausgrabungsfunde legen nahe, dass die Stelle schon lange vor dem Mittelalter bewohnt war. Erste Spuren eines Burgbesitzers auf dem Wolfstein weisen auf einen "Oudalrich", der 1120 als edelfreier Ritter in einer Urkunden auftritt. Seine Verbindung mit der Burg Wolfstein ist aber nicht gesichert. Im Laufe des 13. Jahrhunderts ist diese erste Linie der Wolfsteiner offenbar ausgestorben. Die bestehende Burg kommt in die Hand Gottfrieds, eines Reichsministerialen aus dem nahegelegenen Sulzbürg. Sein Sohn Gottfried II. nennt sich und sein Geschlecht ab 1290 "von Wolfstein".
 
Wappen von Wolfstein Grabstein Konrads von Wolfstein Gottfried I. hatte 1242 zusammen mit seiner Frau Adelheid von Hohenfels das Frauen-Zisterzienserkloster Seligenporten (15 km westlich von Neumarkt) als Grablege gegründet. In der gotischen Klosterkirche, die für ein Dorf dieser Größe riesige Ausmaße hat, sind noch Grabsteine und Totenschilde der Wolfsteiner zu sehen, darunter ein Schild Gottfrieds II. (+ 1302), seines gleichnamigen Sohnes (+ 1322, Bild links, heute im Museum Kronach) und ein Grabstein des Chunradus de Wolfstein (Bild unten rechts), wahrscheinlich ein Bruder Gottfrieds. Konrad trägt die typischen Ritterinsignien Schwert, Kettenrüstung und Schild, zudem riesige, sternförmige Sporen. Sein Schild trägt das Wolfsteiner Wappen, ein gehender über einem aufrecht stehenden Löwen.
 
Durch geschicktes politisches Taktieren und Heiratspolotik sichern sich die Wolfsteiner ein ansehnliches Herrschaftsgebiet: Ober- und Niedersulzbürg, Pyrbaum und Allersberg gehörten ihnen, dazu etliche Pfandschaften von den Wittelsbachern. Im 14. Jahrhundert bildeten sich zwei Linien heraus, unter denen auch die Burg Wolfstein aufgeteilt wird. Ein kaiserliches Privileg von 1414 sicherte beiden die hohe Gerichtsbarkeit. Hans von Wolfstein ist 1460 wieder alleiniger Besitzer.


Kartenausschnitt bei Apian 1568 Streitigkeiten mit den wittelsbachischen Pfalzgrafen aus dem nahen Neumarkt zwingen aber ihn schließlich, seine Burg in Wolfstein dem böhmischen König zu unterstellen. Letztendlich konnten sich die mächtigeren Neumarkter dennoch durchsetzen: Der Zwist endete nach dem Tod von Hans mit dem Verkauf der Burg an Pfalzgraf Otto II. im Jahr 1465. Sie wird danach Amtssitz eines wittelsbachischen Pflegers, später wird das Pflegamt in die Stadt verlagert. 1504 wird Burg Wolfstein im Landshuter Erbfolgekrieg beschädigt. Trotz zahlreicher, gut dokumentierter Instandsetzungsarbeiten ist sie 1607 schon Ruine, Pläne zum Wiederaufbau scheitern.
 
Die Sulzbürger Linie der Wolfsteiner setzt ihren Aufstieg fort, sie werden 1523 zu Reichsfreiherren und 1673 sogar zu Reichsgrafen ernannt. Erst 1740 stirbt mit Christian Albrecht von Wolfstein auch diese Linie aus, die Besitzungen gehen an Bayern. Burg Wolfstein verfällt bis in neuere Zeit, erst 1952 sichert man den Bestand. In letzter Zeit hat der Verein der Wolfsteinfreunde ausgedehnte Ausgrabungen und Sicherungsmaßnahmen in Angriff genommen, die das Bild der Anlage völlig verändert haben.
 

Beschreibung


 
Grundriss Wolfstein
Vor der eigentlichen Kernburg liegt das enorme Vorburggelände, dass heute durch private und landwirtschaftliche Gebäude besetzt ist. Hier war wohl auch im Mittelalter ein Burghof untergebracht. Auf dem Panoramafoto kann man die Wälle dieser Vorburg noch erkennen, östlich sind auch noch Mauerteile zu finden.
 
Die Burg ist durch einen tiefen, fast rechtwinkligen Halsraben von dem restlichen Areal abgesetzt. Der Graben wurde teilweise in den Stein gehauen und ist an den Enden mit Mauern verschlossen. Über den Graben führt eine Brücke, die noch auf den originalen Mauerpfeilern sitzt. Sie endet in einer vorgelagerten Toranlage, von der man heute nur noch einen halbrunden Schalenturm erkennen kann. Dieses Tor ist ein Teil des seit den Ausgrabungen wieder besser erkennbaren Zwingeranlage, der später der Burg hinzugefügt wurde. Seltsam scheint allerdings ein weiteres Burgtor, das nach den Ausgrabungen rechts neben dem Bergfried erkennbar wurde.
 
Die größtenteils rekonstruierte Ringmauer der Kernburg war im Osten aus Buckelquadern gebaut. Der beeindruckende runde Bergfried deckte den Zugang. Er ist aus mittelgroßen, größtenteils regelmäßigen Kalksteinquadern gebaut und lässt sich in die Mitte des 13. Jahrhunderts einordnen. Im 16. Jh. war er mit einem Dach versehen. Seine Mauern sind über 3 m stark, der rundbogige Eingang liegt 11 m hoch. Die Treppe in die oberen, gewölbten Stockwerke verläuft innerhalb der Mauer. Das unterste Geschoss wurde im späten Mittelalter als Gefängnis genutzt.
 
Im Südwesten der Burg auf einem Felsvorsprung liegt ein Wohngebäude, das später an die Burg angebaut wurde, wie an der Außenmauer zu erkennen ist. Bei Apian ist es gut zu sehen. Die Nordmauer ist heute durch einen Erdrutsch abgegangen. Neuere Ausgrabungen haben außerdem die romanische Kapelle und weitere Gebäude im Westen der Burg freigelegt, die wahrscheinlich den ältesten Baubestand der Burg darstellen. An der anschließenden westlichen Ringmauer kann man heute noch Wehrgänge erkennen. In der Ecke befand sich die Zisterne für die Wasserversorgung.
 
Palas (zum Vergrößern anklicken!) Der beeindruckende mehrstöckige Palas im Nordosten ist erst im 15. Jahrhundert entstanden. Mit dem Neubau wurde die alte Ringmauer der Kernburg nach Osten durchbrochen. Im Innenraum vor der Ostwand sind noch Reste dieser Mauer zu sehen. Das unterste Geschoss des Palas ist ein kleiner, tonnengewölbter Kellerraum, es folgt ein Erdgeschoss mit Küchen- und Vorratsräumen, deren Grundmauern in letzter Zeit wieder sichtbar gemacht wurden. Darüber liegen ein "Rittersaal" mit großen Fenstern auf beiden langen Seiten und ein weiteres, heute nur noch ansatzweise erkennbares Wohngeschoss.
 
Eine rätselhafte Mauer führt in einer Biegung von der Westwand des Palas zum Bergfried und teilt die Kernburg somit in zwei Hälften. Die einzig sinnvolle Erklärung: Sie stammt aus der Zeit der Teilung zwischen den beiden Linien der Wolfsteiner. Dann ergeben auch die beiden separaten Eingänge neben dem Bergfried Sinn, die durch die Teilung nötig wurden.
 

Wolfstein als Ruine 1780


Wolfstein als Burgruine 1780

 

Ausgrabungen und Sicherungsmaßnahmen


 
Die Ausgrabungen seit 1997 haben des Bild der Ruine nachhaltig verändert. Die durch Spenden finanzierte Arbeit des Vereins der Wolfsteinfreunde hat sich gelohnt: Wertvolle, neue Erkenntnisse über den Aufbau kamen ans Licht und die Ruine wurde dauerhaft vor dem Verfall gesichert. Im Fall Wolfstein werden aber auch die Nachteile solcher Aktionen sichtbar. Spektakuläre Wiederaufbauten führen dazu, dass nach der Sanierung zwischen Originalbestand und Rekonstruktion nur mehr schwer unterschieden werden kann.
 

Kapelle während der Ausgrabungen:

Kapelle während der Ausgrabungen Eingang Kapelle nach den Ausgrabungen, vor der Rekonstruktion

Nachher:


Kapelle nach den Ausgrabungen

 

Weitere Fotos


 
Zugang zur Burg

Burghof

Ansicht Südost


Wissenswertes


 
Ansicht vom Tal (zum Vergrößern anklicken!) Vom Fuß des Burgbergs aus führt ein Wanderweg am "Krähentisch" genannten Felsen vorbei zur Burg. Schöne Aussicht auf die Stadt Neumarkt und die dem Oberpfälzer Jura vorgelagerten Zeugenberge und Ebenen. Eine Gaststätte gibt es am Rand der Vorburg.
 
Die Wolfsteinfreunde veranstalten verschiedene Aktionen und Führungen auf der Burg. Nähere und aktuelle Infos gibt es unter http://www.wolfsteinfreunde.de.
 

Karte


 


Skalierbare Karte auf openstreetmap.de:
http://openstreetmap.de/karte.html?zoom=14&lat=49.28846&lon=11.48736&layers=B000TT



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***Bewertung. Die interessanteste Burgruine in der westlichen Oberpfalz!
 
Weitere Informationen:
http://www.wolfsteinfreunde.de
http://de.wikipedia.org/wiki/Burgruine_Wolfstein
www.burgenwelt.de

Literatur:
B. Heinloth: Historischer Atlas von Bayern: Neumarkt
U. Pfistermeister: Burgen der Oberpfalz
F. W. Krahe: Burgen des deutschen Mittelalters
H. Rädle: Burgen und Burgställe im Kreis Neumarkt
 
Erstellt 8/2000, aktualisiert 11/2021.