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Burg Thann

Gemeinde Burgthann, Landkreis Nürnberger Land, Mittelfranken
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Front und Graben der Burgruine

Lage und Zugänglichkeit


 
Eingang zum Pflegamtsgebäude
Burgthann liegt etwa 15 km südöstlich von Nürnberg. Man nimmt entweder von der Autobahn A3 die Ausfahrt Altdorf/Burgthann oder fährt auf der Bundesstraße 8 über Postbauer-Heng in Richtung Nürnberg. Vor Schwarzenbruck führt eine Ausfallstraße ins nahegelegene Burgthann.
Die Burgruine selbst liegt über dem malerischen Schwarzachtal mitten im Ort. Der Weg ist ausgeschildert.
 

Geschichte


 
Kartenausschnitt bei Apian Im Jahr 1160 wird ein Ritter "von Thann" auf dem "Göckelsberg" zum ersten Mal genannt. Der Stammsitz dieser Reichsministerialen lag im nahen Altenthann, dann verlegten sie ihren Sitz nach Burgthann. Die Thanner hatten viele Besitzungen in der heutigen Westoberpfalz, z.B. in Postbauer und Heng, die sie 1272 an den Deutschen Orden in Nürnberg verkauften.
 
Im Jahr 1287 könnten diese Thanner ausgestorben sein, denn die erste urkundliche Erwähnung der Burg in Burgthann spricht gleich von mehreren Besitzerwechseln. Zuerst kauft sie Herzog Ludwig von Bayern, später König Rudolf I., schließlich der Burggraf Friedrich III. von Nürnberg (Haus Hohenzollern, später die Markgrafen von Brandenburg und Könige von Preußen), der sie seinem Sohn Heinrich I. verleiht. Seit 1346 ist Burgthann dann Sitz eines hohenzollerschen Pflegamtes.
 
romanische Maske
Im Krieg des bayerischen Herzoges Ludwig gegen den Hohenzollern Albrecht Alcibiades wird die Burg beschädigt. Albrecht, Markgraf von Brandenburg und Bayreuth und ein berüchtigter Söldnerführer, hat in der Mitte des 16. Jahrhunderts durch zahlreiche spektakuläre Raubzüge auf sich aufmerksam gemacht. Er scheiterte 1552 bei dem Versuch, ein eigenes Herzogtum Franken zu erobern und starb in der Reichsacht.
 
Im Dreißgjährigen Krieg legen 1635 zunächst kaiserliche Truppen den Südost-Flügel in Schutt und Asche, 1648 wird die Burg dann von den Schweden geplündert. Nach der Verlegung des Pflegamtes 1792 wechseln die Besitzer ständig, die noch gut erhaltene Burg verfällt und wird als Steinbruch benutzt. Sicherungsmaßnahmen werden erst ab 1968 getroffen und in größerem Stil seit der Erwerbung durch die Gemeinde Burgthann 1988 fortgesetzt. 2015 wurden wegen eines dringend nötigen, neuen Brandschutzkonzepts umgitterte Stahltreppen zum Bergfried und auf die Wehrmauer gebaut. Die Ausführung war in der Bevölkerung heftig umstritten, auch das bayerische Denkmalamt äußerte Kritik.

Beschreibung


 
Grundriss BurgthannDie Burg liegt auf einem Bergsporn über dem Tal der Schwarzach. Ein tiefer, aus dem Fels gehauener Halsgraben trennt sie von der Anhöhe, die einst eine große Vorburg beherbergte. In einigen Gebäuden lassen sich noch Grundmauern dieser Vorburg erkennen. Der Hauptburg vorgelagert ist ein schmaler Zwinger, dessen Mauerwerk aus dem Sandsteinfelsen zu wachsen scheint. Bestimmt gab es einst eine Zugbrücke am Eingang, allerdings wurde das Torgebäude 1897 durch einen Blitzschlag zerstört, der Torbogen ist ein Neubau aus dieser Zeit.

Bemerkenswert ist die nahezu vollständig erhaltene Ringmauer, die zu großen Teilen aus Sandstein-Quadern besteht. Es lassen sich von innen noch gut Wehrgänge an freien Mauerteilen ausmachen. Der Palas, von dem heute nicht mehr übrig ist, befand sich wahrscheinlich an der Westseite. Nur einige Lichtscharten und ein Aborterker zeugen heute von diesem Wohngebäude. Die Außenmauer scheint hier ihre ältesten Teile zu haben - regelmäßig geschichtete, mittelgroße Quader weisen vielleicht auf das 12. Jahrhundert.
 
Der gut erhaltene, runde Bergfried aus dem 13. Jahrhundert ist aus Buckelquadern gebaut, er ist 27 m hoch, die Mauern sind teilweise in der Neuzeit ergänzt worden. Er hat einen quadratischen Innenraum. In der frühen Neuzeit wurde er in das heute noch gut erhaltenen Pflegamtsgebäude an der Südseite integriert. Über dem ebenerdigen Eingang zu diesem Bau prangt ein eindrucksvoller Drache als Relief.
 
Kapelle Die schöne Fachwerk-Kapelle ist später von außen an die Ringmauer angebaut worden. Eine in den Burghof ragende Nische wird von einer an die Ringmauer angelehnten Säule getragen. Aus der frühen Neuzeit könnte der große Bau an der Ostseite stammen, die Mauern aus regelmäßigen, glatten Quadern unterscheiden sich an den Ecken stark vom restlichen Bau. In den unteren Geschossen befanden sich Stallungen, in den oberen die Frauengemächer. Seit dem 30jährigen Krieg blieb der Bau eine Ruine. Über dem Eingang direkt neben dem Pflegamtsbau befand sich bis vor kurzem eine interessante romanische Maske: Ein unheimlich aussehender Mann mit seltsamen Schnurrbart (siehe Bild bei Geschichte). Solche "apotropäischen" Figuren finden sich oft auch an Portalen romanischer Kirchen, sie sollten Böses von den Bauten fernhalten.
 
Die Häuser im Norden und Westen der Anlage stammen aus modernen Zeiten und sind heute noch bewohnt.
 

Wissenswertes


 
Burg vom Tal gesehen
Die Burg beherbergt ein kleines Heimatmuseum. Die Öffnungszeiten und Kontakt hier: Burgverein Burgthann. Nur zu den Öffnungszeiten kann auch der Bergfried bestiegen werden. Alle drei Jahre finden auf der Burg die Eppelein-Festspiele statt. Das Volksstück dreht sich um den berüchtigten Raubritter, der im Jahr 1381 dort im Bergfried eingesperrt gewesen sein soll.

Im Sommer wird auf der Anlage ein Jazzfest veranstaltet. Ein Besuch lohnt sich! Wer lieber original fränkische Küche auf hohem Niveau erleben will, sollte am Fuß der Burg die "Blaue Traube" besuchen.
 

Bergfried mit Pflegerhaus


Burgruine Burgthann


Ostseite mit neuzeitlicher Ergänzung am Eck


Ostseite


Innenseite der Ringmauer mit Anbauten


Innenseite mit Kapellenerker


Kapelle


Kapelle, Palaswand mit Aborterker


Wohnhaus in der Ringmauer


Wohnhaus in der Ringmauer, Zwinger



Karte Bayernatlas



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*** Bewertung: Sehr gut erhaltene, interessante Burgruine
 
Literatur:
B. Heinloth: Historischer Atlas von Bayern: Neumarkt
F.W. Krahe: Burgen des deutschen Mittelalters.

Weitere Infos:
Haus der Bayerischen Geschichte: Burgthann
http://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Thann

Erstellt 28.6.2001, aktualisiert 21.12.2013.