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Ursprünge


Germanischer Ringwall Mykene, Löwentor
Die Idee, geeignete Plätze zur Verteidigung auszubauen, war im Mittelalter nicht mehr neu: Im heutigen Griechenland entstanden schon in der Bronzezeit mächtige steinerne Burgen z.B. in Tiryns oder Mykene um das Jahr 1300 v. Chr.

Die ersten befestigten Anlagen in Bayern waren Fliehburgen und befestigte Höfe aus der Bronze- und frühen Eisenzeit (ca. 1600 v. Chr. bis zur Zeitenwende). Sie waren mit Gräben, Holzpalisaden und teils auch Steinwällen ausgestattet und sind heute noch vielerorts nachweisbar. Oft bildeten sie Zufluchtsstätten für Sippen- und Stammesgemeinschaften, waren in der Regel aber nicht ständig bewohnt. Viereckschanzen, die wahrscheinlich dauernd bewohnte Höfe schützten, und befestigte "Städte" wie in Manching gab es aber auch damals schon. In einigen Fällen wurden in solche alten Wehranlagen später mittelalterliche Burgen hineingebaut (Beispiele Kallmünz, Donaustauf). Bis in die Zeit vor 1000 n. Chr. bleiben diese Arten der Befestigung vorherrschend, die mit einer mittelalterlichen Burg nur wenig gemein hatten.
 
 



Erste Burgengründungen in Bayern


Früher Burgentyp: Motte
In Bayern beginnt der mittelalterliche Burgenbau im 10. Jahrhundert. Zum Beispiel auf dem Gebiet der heutigen Oberpfalz: Im Jahr 950 nimmt Kaiser Otto I. die Grafschaft auf dem Nordgau (ungefähr die heutige Oberpfalz) dem bayerischen Herzog Heinrich I. weg und vergibt sie an die Babenberger aus Schweinfurt. Sie gründen daraufhin erste Burgsitze z.B. in Ammerthal und Sulzbach, das sich zu einem bedeutenden Herrschaftssitz entwickelt. Im Jahr 1003 teilt Kaiser Heinrich II. nach einer Rebellion die Grafschaft auf dem Nordgau neu ein, Nutznießer ist Berengar, der Stammvater der Grafen von Sulzbach. 1077 ernennt Kaiser Heinrich III. die Diepoldinger, Grafen von Vohburg, zu Markgrafen von Cham und Nabburg, wo ebenfalls wichtige Burgen entstehen. Noch vor 970 gründete Babo, Graf im Donaugau und Burggraf von Regensburg, die Burgen Stefling und Regenstauf.

Diese früh entstandenen Burgen haben sich wohl von den heute sichtbaren Burgen wahrscheinlich immer noch erheblich unterschieden. Oft waren es groß angelegte Flucht- oder Stadtburgen. Oder kleine Anlagen aus Holz, wie im Fall der Motte, eine in dieser Zeit beliebte Burgform. Dafür wurde ein runder Graben ausgehoben und nach innen aufgeschüttet. Auf diese erhöhte Plattform wurde dann eine Palisade und ein Turm gebaut.

Die vorher genannten hochadeligen Familien (Diepoldinger, Babonen, Sulzbacher) sind in der Folge Hauptträger des spätestens ab 1100 massiv einsetzenden, typisch mittelalterlichen Burgenbaus auf dem Gebiet der heutigen Oberpfalz. Diese "neuartigen" Burgen waren jetzt in der Regel stark befestigte adelige Dauerwohnsitze aus Stein - das, was man heute unter einer Burg versteht. Weitere wichtige "Bauträger" in der Oberpfalz waren die römisch-deutschen Könige und Kaiser, die bayerischen Herzöge, die örtlichen Grafen und die Bischöfe aus Regensburg und Bamberg über ihre Vasallen oder Ministerialen.
 



Ritter und Burg


Hartmann von Aue in Paraderüstung Befestigte Wohnsitze waren im Ursprung ein Privileg des Hochadels: der Könige, dann der Herzöge und Grafen. Ihre Vasallen und Ministerialen übernahmen diese prestigeträchtige Wohnform aber bald mit der Erlaubnis ihrer Herren, da der Burgenbau für die Absicherung ihrer Territorien vorteilhaft war. Selbst geistliche Herrschaftsträger, in der Oberpfalz die Bischöfe von Regensburg und Bamberg, unterhielten Ritter zur Verwaltung und Sicherung ihrer Besitzungen. Diese versuchten nach und nach, eigene abhängige Dienstmannen an sich zu ziehen. So multipliziert sich mit der Zahl der Ritter schnell auch die Zahl der Burgen.
 
Das Rittertum (lat. militia=Kriegerschar) selbst setzt sich rechtlich gesehen aus zwei Gruppen zusammen. Zum einen gibt es die ältere Gruppe der freien Adeligen, die sich später oft mehr oder weniger freiwillig als Gefolgsmann (lat. vasallus, fidelis) oder Ministeriale einem höheren Adeligen (König, Herzog, Bischof, Graf) anschlossen und dafür von ihm ein Lehen (lat. beneficium) bekamen. Sie wurden auch "Edelfreie" oder lateinisch "nobiles" genannt.

Die zweite Gruppe sind ursprünglich unfreie Ministerialen oder Dienstmannen (lat. ministeriales), die nicht erbberechtigt waren. Vielmehr waren sie abhängige Berufskrieger und/oder Verwaltungsbeamte. Im Laufe des 13. Jahrhunderts aber steigen die Ministerialen selbst in den Adelsstand auf und werden dann auch zu den Rittern (lat. milites) gerechnet. Die Grenzen zwischen den beiden Gruppen verwischten in der Folge fast vollständig.
 
Im Oberpfälzer Raum sind alle diese rechtlichen Abhängigkeitsverhältnisse der Ritter aufzufinden: Edelfreie waren in Laaber und in Ehrenfels, Reichsministerialen in Sulzbürg, Ministerialen des bayerischen Herzogs in Kallmünz. Dienstmänner der wichtigen ostbayerischen Adelsgeschlechter (z.B. der Markgrafen von Cham und Vohburg, der Grafen von Leuchtenberg oder der Grafen von Sulzbach) saßen auf den vielen kleinen und mittelgroßen Burgen, die in der Oberpfalz heute noch zu sehen sind. Die Regensburger Bischöfe hatten durch ihre Ministerialen Kontrolle u.a über Brennberg und Donaustauf. Viele Ritter versuchten übrigens, das komplizierte Lehenssystem für sich zu nutzen, um im Machtgefüge aufzusteigen: Sie nahmen Lehen und Ämter von konkurrierenden Mächten an, zum Beispiel vom Regensburger Bischof und vom bayerischen Herzog, der mit dem Bischof in ständigem Streit lebte. So konnten sie oft eine unabhängige Position ausbauen.
 
Walther von Klingen im Tjost
Eine europaweite Bewegung lässt bei den Rittern ein übergreifendes Standesbewusstsein entstehen und schafft im Laufe der Zeit eine höfische Kultur, an der auch die Ritter in unserer Gegend regen Anteil hatten. In literarischen Werken und Liedern (z.B. das Nibelungenlied aus Passau oder der Parsifal von Wolfram von Eschenbach in Mittelfranken) werden ritterliche Ideale vorgestellt: Treue, Freigiebigkeit, Beständigkeit, Mäßigkeit, Tapferkeit usw. Der Minnesang bringt dem Ritter eine verfeinerte, höfische Form der Liebe näher. Auch hier taten sich lokale Dichter hervor, z.b. die Grafen von Hohenburg, Reimar von Brennberg oder später Hadamar von Laaber. Prächtige Turniere in größeren Städten wie Regensburg führten die Herrlichkeit der Ritter dem gemeinen Volk auf beeindruckende Weise vor Augen. Zur Selbstdefinition dieser Kriegerkaste dienten aber auch prestigeträchtige Statussymbole wie die kostspielige Ausrüstung (Schlachtross, Schwert, Lanze, Rüstung) und nicht zuletzt die Burg als repräsentativer und wehrhafter Wohnsitz.

Wie so ein Burgenbau konkret ablief, wird gerade in Frankreich in einem spektakulären Experiment ausprobiert. Mehr dazu unter: http://www.guedelon.fr/de/.
 


Blütezeit


Spätmittelalterliche Burgenbautechnik Der Höhepunkt des Burgenbaus liegt im 12. und 13. Jahrhundert. Friedrich Wilhelm Krahe schätzt, dass um 1300 etwa 80% der 17500 Burgen des deutschsprachigen Raumes bestanden. Das lag auch daran, dass das Rittertum von den Salier- und Stauferkaisern massiv gefördert wurde.
 
In der Oberpfalz sind um 1300 die meisten der von Pfistermeister angenommenen 625 (!!) Burgen fertiggestellt. Die geographischen Verhältnisse in der Oberpfalz (eine Vielzahl von geeigneten Baustätten auf den Erhebungen des Oberpfälzer Waldes und des Jura), aber auch die zersplitterte Herrschaftsstruktur (viele kleine Gebiete, die von verschiedenen Lehensherren abhängig waren) haben den Burgenbau begünstigt. Dazu kam, dass in der Gegend überall das geeignete Baumaterial vorhanden war: Kalk-, Sandstein und Granit. Zudem war die Region später relativ arm und Geld für Neubauten fehlte oft. Auch in Franken, im Bayerischen Wald und in Teilen Schwabens war das alles der Fall - entsprechend ist auch dort die Burgendichte relativ hoch.

Die hohe Burgendichte im Mittelalter ist im Landschaftsbild unserer Zeit nur noch schwer nachzuvollziehen. Man muss bedenken, dass etliche der Burgen und "festen Häuser" der Kleinadeligen, die in fast jedem Dorf zu finden waren, heute (nahezu) spurlos verschwunden sind. So manche Dorfkirche war im Ursprung Burgkapelle. Etliche Weiler und Höfe waren einmal Burgen. Viele kleine Schlösser aus dem 16. und 17. Jahrhundert haben in ihren Grundmauern noch Reste alter Burganlagen. Schließlich wurden viele Höhenburgen relativ früh wieder verlassen und durch Schlösser in den Tälern ersetzt. Sie sind als uralte Burgställe nur noch in ein paar Bodenerhebungen und in Flur- und Straßennamen erkennbar. Trotzdem sind immer noch hunderte Anlagen gut nachzuvollziehen.

Dagegen finden sich südlich der Donau heute bedeutend weniger Burgen. Das hat mehrere Gründe. Ursprünglich fusste auch hier das Herrschaftssystem auf dem Rittertum, das wie anderswo auch Burgen baute. Doch konnten die bayerischen Herzöge schnell ein geschlosseneres Herrschaftsgebiet schaffen und die eigenständigen Ritter als Zwischeninstanz weitgehend ausschalten. Große Grafengeschlechter wie die Andechser, die Wasserburger und die Falkensteiner starben früh aus und wurden von den Wittelsbachern beerbt. So wurden früher als anderswo die Burgen als Herrschaftssitze aufgegeben und ab 1500 durch neu gebaute Schlösser ersetzt. Und weil sie nicht auf schwierig zugänglichen Bergen sondern in der Ebene lagen, konnte das Baumaterial ohne Schwierigkeiten restlos wiederverwertet werden. Deshalb ist heute von den einst reichlich vorhandenen Burgen südlich der Donau fast nichts mehr übrig geblieben.
 


Niedergang des Rittertums



Der Aufstieg der Ritterschaft endete mit dem Erblichwerden der Lehen in der zweiten Hälte des 13. Jahrhunderts. Dieser Erfolg bedeutete gleichzeitig den Anfang vom Niedergang: Das Erbrecht, welches die Aufteilung des Besitzes verlangte, führte zu immer mehr Burgen, aber zu immer kleineren Besitzeinheiten. Diese konnten den ständig steigenden Geldbedarf, Verteidigungs- und Repräsentationsaufwand der Ritter bald nicht mehr decken.
 
Dazu kam der Aufstieg der Landesfürsten, des Stadtbürgertums und die Durchsetzung der Geldwirtschaft. Die Ritter hatten im 14. und 15. Jh. im Wesentlichen drei Möglichkeiten: Sie konnten ihr Ritterdasein aufgeben und in die Stadt gehen. Sie konnten sich als Soldatenführer oder Verwaltungsbeamte bei einem Landesherrscher verdingen. Oder sie machten Raubzüge und nutzen das Fehderecht zum Erpressen von Geldern (in der Oberpfalz z.B. die Chamerauer und die Auer von Stockenfels). Aufsteigende Städte wie Nürnberg und Regensburg aber auch die Landesherrscher Bayerns setzten sich dagegen massiv zur Wehr (z.B. Zerstörung von Ehrenfels 1416 durch Regensburg).
 
Steinbüchse, Ende 14. Jh.
Wichtig ist auch die Entwicklung neuer Kriegstechnik. Schon die Verbreitung der Armbrust und des Langbogens im 12. Jahrhundert war für die Ritter problematisch: Bolzen konnten Rüstungen durchschlagen, Bogenschützen trafen Lücken in der Rüstung auf große Entfernung. Ein päpstliches Verbot, das die "unritterlichen" Waffen ächtete, wurde im 13. und 14. Jahrhundert immer öfter ignoriert.
 
Schließlich machten Feuerwaffen und Kanonen seit dem 15. Jahrhundert die Ritter wie die früher fast unneinnehmbaren Burgen verletzlich. Ein neuer Bauboom war die Folge: Man versuchte, die Burgen den neuen Gegebenheiten anzupassen. Vorwerke, Zwinger, Mauertürme und später Batterietürme sollten die Burg gegen Feuerwaffen besser schützen. Große Teile oberpfälzischer Burgen (z.B. in Kürnberg, Leuchtenberg) stammen aus dieser Zeit. Parallel wurden auch die Ritter selbst besser ausgerüstet, durch Plattenpanzer, neuartige Helme usw. Die Maßnahmen hatten durchaus noch Erfolg, wie erfolgreiche Burgenverteidigungen gegen die Hussiten in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zeigen (z.B. in Obermurach, Stefling oder Falkenstein 1428). Allerdings trieben die Ausbauten nicht wenige Burgherren in den finanziellen Ruin.
 



Ausklingen der Burgenzeit



Spätestens seit dem Ende des 15. Jahrhunderts konnten die Burgen und ihre Besitzer mit der Entwicklung nicht mehr Schritt halten. Die Landesherrscher versuchten ihre Rechte auszubauen und geschlossene Territorien in ihre Hand zu bekommen. Die Ritter waren kriegstechnisch, gesellschaftlich und politisch obsolet geworden: Unberittene, gut trainierte Söldner übernahmen ihre Aufgabe im Krieg, Beamte ihre Aufgaben bei der Landesverwaltung.
 
Besonders den bayerischen Herzögen, den Bischöfen von Bamberg und Regensburg und den Reichsstädten Nürnberg und Regensburg waren die letzten unabhängigen Ritter ein Dorn im Auge: Sie waren ihren Machtinteressen im Weg und durch ihre Raubzüge zu einem Problem der "inneren Sicherheit" geworden. Berühmte Beispiele gibt es einige: Götz von Berlichingen kämpfte jahrelang gegen die Stadt Nürnberg und den Bamberger Bischof. 1512 plünderte und brandschatzte er dessen Burg in Vilseck.

Andere Ritter schlossen sich zu Bünden zusammen, um ihre alten Rechte mit Gewalt gegen die politischen Umwälzungen zu verteidigen. Die Nussberger und Degenberger gründeten 1466 den Böcklerbund. In diesem organisierten sich die Ritter des Bayerischen Waldes, um ab 1468 gegen den bayerischen Herzog Albrecht IV. vorzugehen. Bernhardin Stauffer zu Ehrenfels war ab 1488 Mitglied im Ritterbund der Löwler. Diese Ritter aus der Oberpfalz und dem Bayerischen Wald kämpften ab 1491 wiederum gegen Albrecht und die Stadt Regensburg, Ziel war es, die endgültige Unabhängigkeit vom Landesherrscher zu erkämpfen. Aber alle zogen sie den Kürzeren, der Niedergang blieb unabwendbar.
 
Schloss Parsberg
Das zeigt sich auch an den Burgen selbst: Die mehr und mehr nutzlosen Bauten wurden immer wieder verkauft oder verpfändet, oft an Aufsteiger, die sie als reine Prestigeobjekte bewohnten und bald selbst wieder verkaufen mussten. Im Landshuter Erbfolgekrieg (1503-1506) wurde endgültig offenbar, dass die meisten Burgen einem ernstzunehmenden Angriff nicht mehr gewachsen waren: die Haimburg, Kallmünz und Laaber fielen. Die Ritter und adeligen Familien verließen die abgelegenen Höhenburgen, um in den Dörfern und Städten zu residieren. Viele Burgen wurden in Schlösser umgebaut (z.B. Alteglofsheim, Wörth, Parsberg, siehe Foto), andere nach einer Zerstörung nicht wieder in Stand gesetzt.
 
So war schon um 1600 ein großer Teil der Burgen verlassen und ruiniert.
 



Das endgültige Ende


Die Belagerung von Waldeck 1704
Etliche Burgen wurden trotz der im letzten Kapitel genannten Gründe bis ins 17. Jahrhundert von Pflegern verwaltet und von Garnisonen verteidigt. Den endgültigen Todesstoß versetzte vielen erst der Dreißigjährige Krieg. Reihenweise fielen die Burgen unter dem Ansturm schwedischer oder kaiserlicher Heere, 1621 Leuchtenberg, 1623 Burglengenfeld, Donaustauf, Kürnberg, 1634 Falkenstein, um nur einige Beispiele zu nennen. Gerade gegen Ende des Krieges ab Mitte der 30er Jahre bis 1648 wurden etliche Burgen zerstört, nachdem sich das Zentrum des Kriegs nach Süden verlagert hatte und die Schweden vermehrt Vorstöße nach Bayern unternahmen. 1704 wurden im Spanischen Erbfolgekrieg weitere Burgen zerstört.
 
Die so entstandenen Ruinen wurden in den folgenden Jahrhunderten als billige Steinbrüche von der umliegenden Bevölkerung benutzt (u.a. Wolfstein, Adelburg, Velburg). So kommt es, dass viele Burgen des Mittelalters heute fast völlig verschwunden sind (z.B. Möningerberg).
 



Das 19., 20. und 21. Jahrhundert


Ungeachtet all dieser Widrigkeiten könnten heute noch viele, viele Burgen in hervorragendem Zustand zu sehen sein. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden in Bayern jedoch die letzten selbstständigen kleinen Herrschaften im Zuge der Mediatisierung aufgelöst. Die Burgen und Schlösser dieser Herrschaften wurden an Privatleute verkauft und von diesen oft einfach abgebrochen und als Baumaterial verscherbelt (Sulzbürg, Tännesberg, Runding, Hohenfels u.a.). Der bayerische Staat, der sich die vielen kleinen Gebiete des geistlichen, mittleren und niederen Adels einverleibt hatte, konnte und wollte nicht für den Erhalt der zahlreichen Burgen aufkommen. Für uns mag das unverständlich sein. Doch die Menschen hatten damals eine andere, praktischere Einstellung zur Geschichte. Der Unterhalt einer Burg war (und ist) extrem teuer, Abriss oder Vernachlässigung waren (oft bis in unsere Tage) die logische Folge.
 
Ruine Runding 1846Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde man wieder auf die alten Gemäuer aufmerksam. Während in der Romantik die Ruinen zu Zeugen einer besseren Vergangenheit verklärt wurden, machte sich der Historismus die Rekonstruktion vergangener Epochen zur Aufgabe. Man war jetzt bereit, für den Erhalt und Wiederaufbau Geld aufzuwenden. So wurde z.B. die Burgen in Burglengenfeld und Prunn durch Intervention des bayerischen Königs Ludwig I. vor dem völligen Abbruch bewahrt. Man betrieb aber bald auch pseudohistorische Instandsetzungen, die das Aussehen vieler heute noch scheinbar völlig intakter Burgen prägen (z.B. in Falkenberg). Trotzdem setzte sich der Verfall bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts fort. So ist heute Wolfsegg bei Regensburg eine der wenigen vollständig erhaltenen, begehbaren Burgen mit überwiegend mittelalterlicher Bausubstanz.
 
In neuerer Zeit hat das Interesse am Mittelalter und seinen baulichen Zeugen wieder stark zugenommen. Viele Gemeinden arbeiten daran, die historischen Reste ihrer Burgen instandzuhalten. Ab und zu werden sogar Anlagen wieder ausgegraben, wie in jüngster Zeit am Wolfstein bei Neumarkt zu beobachten war. Ein Problem, dass sich wiederum daraus ergibt: Diese Sanierungen geraten oft ein wenig zu umfangreich, statt nur zu sichern wird aufgemauert und rekonstruiert - nicht selten ohne dass Erhaltenes und Rekonstruiertes zu unterscheiden sind. Andere Ruinen sind dagegen völlig ohne Pflege. Man kann nur hoffen, dass Anlagen wie Zangenstein oder Sengersberg in absehbarer Zeit nicht ganz verschwunden sein werden.
 


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