Ringmauer
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Wenn man an eine Burg denkt, stellt man sich ganz automatisch eine von einer Mauer umgebene Wehranlage vor. Diese Ringmauer nennt man Bering. Nur wenige Burgen kommen ohne Ringmauer aus, das heißt, die fällt dann mit den Außenmauern der Gebäude zusammen (Bsp.: Falkenberg). Stärke und Ausführung der Mauer hängen von der Erbauungszeit, vom örtlichen Steinvorkommen, der wirtschaftlichen Lage des Bauherrn und der Schutzbedürftigkeit ab. Da man die Steine im Normalfall vor Ort abbaute, kam im Oberpfälzer und Bayerischen Wald oft der harte Granit zum Einsatz, während man im Westen die Kalksteine des Jura oder Sandstein verwendete.
Für die Mauern nahm man Bruchsteine, Quader oder Backsteine. In der Hochzeit des Burgenbaus an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert wurden meistens die aufwändig verarbeiteten Quader oder Buckelquader verbaut, weswegen sie auch als "staufisch" bezeichnet werden. Allerdings wurden Buckelquader in einzelnen Fällen auch deutlich später verwendet, teilweise bis ins 15. Jahrhundert. Die in älterer Literatur verbreitete Meinung, Buckelquader würden auf einen Bau in römischer Zeit hinweisen, ist falsch. Beliebt waren auch Kombinationen verschiedener Steinformen, z.B. mit Quadern verschalte Bruchsteinmauern oder Eckquader. Backsteine wurden meist nur südlich der Donau verwendet, wo in der Schotterebene Steinvorkommen rar sind. So ist die Burg Trausnitz in Landshut komplett aus Backsteinen erbaut. Die Mauerstärken richten sich oft nach dem Grad der Angriffsgefährdung: direkt am Steilhang dünn, auf der Angriffseite dick. Durchschnittlich liegt bei einer deutsche Burg die Stärke der Ringmauer laut Friedrich Wilhelm Krahe bei 1.5 m, in diesem Bereich bewegen sich auch in der Oberpfalz die meisten Werte. Die Angriffseite einer Burg musste besonders geschützt werden. Oft gibt es auf dieser Seite eine Schildmauer mit höherer Mauerstärke (Bsp.: Flossenbürg: "Hoher Mantel"). Um Angreifer davon abzuhalten, über die Mauer zu steigen, oder sie zu untergraben ist auf der Angriffseite in der Regel ein Wehrgang angelegt. Von dort aus konnte der Gegner beschossen, mit Steinen beworfen oder mit heißem Wasser, Öl oder Unrat begossen werden.
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Graben
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Wenn eine Mauer nicht direkt am Steilhang lag, waren zusätzliche Sicherungsmaßnahmen nötig. Bestandteil fast aller Burgen ist so der künstlich angelegte Burggraben. Er wurde notfalls auch in den Stein des Burgberges geschlagen. Für die in der Oberpfalz vorherrschenden Höhenburgen typisch ist der Halsgraben, der ein Areal an einer schmalen Stelle (dem "Hals") von einem Bergplateau abtrennt (z.B. Wolfstein, Kallmünz). Nicht selten wurden solche Gräben an den Enden mit Mauern verschlossen oder ganz ausgemauert (siehe Foto). Das Profil des Grabens konnte dabei U-förmig sein (Sohlgraben) oder V-förmig (Spitzgraben). Auf einem Berggipfel oder bei einer Niederungsburg war in der Regel ein Graben nötig, der sich um die ganze Anlage zieht, der Ringgraben (Runding, Wernberg). Manchmal war er mit Wasser gefüllt oder konnte im Notfall geflutet werden. Eindrucksvolle Grabentiefen sieht man heute noch in Ehrenfels oder auf der Haimburg, dort sogar in doppelter Ausführung.
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Zwinger und Mauertürme
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Als die Burgen im Spätmittelalter angreifbarer wurden, versuchte man durch das Anlegen von Zwingern, die Angriffsseiten zusätzlich zu schützen. "Zwinger" heißt der Raum, der durch eine der Ringmauer vorgelagerte zweite Mauer geschaffen wird. Angreifer gerieten nach der Überwindung der ersten Mauer in diesen Zwischenraum und waren dort den Verteidigern relativ ungeschützt ausgeliefert. Häufig in die Zwingermauer (oder in die Ringmauer) intergrierte, vorspringende Mauertürme ermöglichten es, auch Angreifer nahe der Mauern mit Geschossen zu erreichen. Diese meist runden Türme sind nach innen offen gehalten, damit sich Angreifer nach dem Fall der Zwingermauer nicht in ihnen verschanzen konnten (Bsp. Kallmünz, Kürnberg). Bei größeren Burgen sind die Mauertürme mitunter vollwertige, geschlossene Türme.
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Bergfried
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Der Bergfried ist der wichtigste und höchste Turm einer Burg. Lange wurde vermutet, dass er einen letzten Rückzugspunkt bilden sollte, falls die Burg einem Angriff zum Opfer fiel. Dafür spricht der Hocheingang und die Stärke der Mauern: Zwischen 1.90 (Niederviehhausen) und 3.40 (Wolfstein) bewegen sich beispielhafte Größen. Gleichzeitig ist die Mauertechnik normalerwiese am Bergfried am sorgfältigsten gearbeitet, Quader oder Buckelquader sind hier häufig zu finden. Erst ab 1250 wurden vermehrt Bruchsteine verwendet. Allerdings spricht gegen diese Theorie, dass in den meisten Türmen nur Platz für eine Handvoll Verteidiger gewesen wäre. Auch für große Vorratslager war kein Platz, so dass sie sich dort nicht lange hätten halten können. Eher schon wurde der Bergfried als "Tresor" für die wertvollsten Besitztümer und wichtigsten Vorräte verwendet, aber auch als Wach- und Aussichtsturm. Eine weitere Funktion des Bergfrieds war zweifellos die psychologische: Er war das eindrucksvollste Symbol für die Stärke und den Machtanspruch seines Erbauers.
Der Bergfried steht in den meisten Fällen frei. Er kann aber auch mit einer oder mehreren Seiten in der Ringmauer stehen. Oft wurde er in die Nähe des Tores plaziert, um den Eingangsbereich zusätzlich zu sichern und die größte psychologische Wirkung zu erzielen. Der Grundriss ist in den meisten Fällen rund oder quadratisch. Doch gibt es viele Sonderformen wie Rechteck, Mehreck (Forstenberg, siehe unten Foto 3), Trapez (Randeck) oder Butterfass (Neuhaus: siehe unten Foto 4).
Der Eingang zum Bergfried war im Mittelalter immer einige Meter über dem Boden, Zugang erhielt man nur über Leitern, Holztreppen oder Strickleitern, die im Notfall eingezogen oder abgeworfen werden konnten. Die Tür war zusätzlich durch Balkenriegel gesichert. Die Decken zwischen den Stockwerken waren entweder eingezogene Balkendecken oder Gewölbe. Der unterste Raum, der meistens nur über eine Öffnung an der Decke (das sog. Angstloch) und eine Strickleiter zugänglich war, wurde später des öfteren als Verlies genutzt. Ebenerdige Eingänge in den untersten Stock sind immer erst später in die Mauer gebrochen worden, um Besuchern einen bequemeren Zugang zu ermöglichen, ebenso wie hölzerne Treppen, die in den ersten Stock führen. Original sind dagegen Treppen, die in der Mauer verlaufen, sie führen vom ersten Stock in die oberen Stockwerke. (Wolfstein).
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Wohnturm
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Der Wohnturm vereint in sich Elemente des Bergfrieds und des Palas: Er wird ständig bewohnt und bietet deshalb eine gehobene Ausstattung: Aborterker, Kamin (z.B. im Wohnturm von Flossenbürg, der außerhalb der Ringmauer steht) und größere verzierte Fenster (Stockenfels). Der Verteidigungscharakter tritt bei den unteren Geschossen hervor: Dort gibt es oft dickere Mauern und Lichtscharten. Die Wohnfläche ist normalerweise größer, die Mauerstärke kleiner als beim Bergfried. Der Eingang befindet sich wie beim wehrhafteren Bruder mehrere Meter über dem Boden. Wenn ein Wohnturm vorhanden war, konnte man dafür eventuell auf separaten Bergfried und Palas verzichten, er ist deshalb vor allem für kleine Burgen vorteilhaft (Schwärzenberg, Lobenstein) und im späten Mittelalter die bevorzugte Lösung - wohl auch, weil erkannt wurde, dass der Bergfried bei der Verteidigung keinen entscheidenden Vorteil bringt. Vorbild waren die in Frankreich und Großbritannien verbreiteten "Donjons" und "Keeps", gut ausgestattete, komfortable Wohntürme.
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Torturm
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Die Verteidigung des Eingangs nimmt bei der Sicherung einer Burg immer eine zentrale Stellung ein. Eine Möglichkeit seines Schutzes ist es, den Bergfried in seiner Nähe zu erbauen (Pfaffenhofen, Burglengenfeld). Andererseits kann man den Weg zur Burg an gut gesicherten Mauern und Türmen vorbeiführen (Wolfsegg) oder ihn im Burggraben verlaufen lassen. Einfache Tore werden dann und wann von Türmen oder halbrunden Türmchen flankiert. Bei Felsturmburgen war der Zugang über Leitern und Treppen meist so schwierig, dass keine zusätzliche Sicherung des Eingangs notwendig war.
Eine häufige Art, den Eingang zu schützen, (oft auch in Kombination zu den ersten) war die Errichtung eines Torturmes. Den Zugang bildet eine Zugbrücke, die über einen Graben führte und hochgezogen werden konnte . Intakte Zugbrücken gibt es so gut wie keine mehr, man erkennt aber ihr Vorhandensein an den Kettenöffnungen links und rechts des Eingangs und der Nische, in der die Brückenplattform versenkt wurde (siehe Bild: Donaustauf). Das Tor selbst wurde zusätzlich durch Riegel verstärkt, wie man an den häufig noch sichtbaren Balkenlöchern erkennen kann. Manchmal sicherte man die Burgen auch durch mehrere Tore (Donaustauf) hintereinander, gleichzeitig konnte ein Torturm zwei Barrieren bilden: den vorderen und den hinteren Durchgang (manchmal auch ein Fallgatter). Wenn der Angreifer sich zwischen den beiden Tordurchgängen befand, beschossen und bewarfen ihn die Verteidiger von oben. Um nicht immer das große Tor öffnen und schließen zu müssen, baute man kleinere Zusatztüren (sog. Mannslöcher) oder separate, kleinere Eingänge in das Tor ein (Bsp. Wernberg, Kürnberg). Weitere Verteidigungsmöglichkeiten der Türme nach außen waren Schießscharten und Gusserker, über die Angreifer mit Unrat, Gülle, heißem Wasser, Öl oder Pech beschüttet werden konnten.
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Palas
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Eine größere Burg verfügt meist über ein zentrales Wohngebäude, den Palas (Foto: Wolfstein). Er ist mehrgeschossig, hat die größte Wohnfläche, große Fenster und bietet den meisten Komfort. Möglich ist das auch deswegen, weil er immer an einer wenig gefährdeten Burgseite liegt, im Idealfall am weitesten von der Angriffseite entfernt. Die Mauerstärken sind deshalb niedriger als bei der Ringmauer (an den das Gebäude meist mit einer Seite angelehnt ist) und dem Bergfried. Im unteren Geschoss sind normalerweise Küchen- und Vorratsräume untergebracht, während sich im 1. Obergeschoss der beheizbare "Rittersaal" befindet. Er war zugleich repräsentatives und gesellschaftliches Zentrum der Burg, wurde aber auch als Schlafraum genutzt. Daneben existiert unter dem Erdgeschoss oft noch ein kleinerer, gewölbter Kellerraum zur Lagerung. Die bauliche Gestaltung ist trotz immer noch vorherrschender Kargheit etwas reicher gestaltet, wie man zum Beispiel an den Fensterformen des Palas in Kallmünz erkennen kann. Große Fenster besitzen oft Sitznischen. Ein zweites Obergeschoss wie in Wolfstein oder Heimhof ist nicht selten.
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Festes Haus
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Ein "festes Haus" ist eine Form der Kleinburg, die oft nur schwer vom Wohnturm oder Palas abzugrenzen ist. Vor allem Kleinadelige bevorzugten diese "Billigvariante" einer Burg mit dünneren Mauern und größerer Wohnfläche als beim Wohnturm. Das Gebäude auf dem Felsturm in Flossenbürg wird oft als ein solches Festes Haus interpretiert.
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Kapelle
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Die Religion bestimmte das Leben im Mittelalter. Entsprechend war eine Kapelle, welcher Größe auch immer, in einer mittelalterlichen Burg ein Muss. Bei kleinen Burgen konnte sie in einer Ecke des Wohngebäudes untergebracht werden. Eine andere Lösung war es, sie in einem separaten Raum einzurichten, so z.B. in Hof am Regen in einem Geschoss des Wohnturmes oder in Donaustauf im Torturm der Kernburg. Das geschah auch deswegen, weil die Kapelle am Eingang Böses abwehren sollte.
Bei größeren Burgen ist die Kapelle ein eigenes Gebäude (Wolfstein, Schwarzenburg, Leuchtenberg) oder gar eine Doppelkapelle mit einem separaten Geschoss für das Gesinde und für die Adeligen. Der die Kapelle betreuende Pfarrer oder Kaplan konnte aus einer Eigenkirche des Burgherren stammen, aber auch ständig auf der Burg wohnen. Sein Amt umfasste außer der Seelsorge auch die Schreibarbeiten für den Burgherren.
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Nebengebäude
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Das heutige Bild einer Burg lässt meist nicht mehr erkennen, wie viele Gebäude dort im Mittelalter wirklich vorhanden waren. Viele der zwangsläufig benötigten Nebengebäude (Stallungen, Lagerräume, Getreidekasten, Brunnenhäuser usw.) waren aus Holz gebaut und sind heute verschwunden. Die landwirtschaftlichen Gebäude fanden oft in der Vorburg Platz. Häufig findet man Getreidekasten, die aber oft erst später in der Vorburg oder der näheren Umgebung angelegt wurden (Hilpoltstein).
Zum Unterhalt einer Burg trugen meist zahlreiche Höfe und Zehnteinkünfte bei, die meistens in der Nähe, aber mitunter auch in kleinen und kleinsten Besitzeinheiten über riesige Gebiete im damaligen Reich verstreut waren. Die unfreien Bewirtschafter dieser Güter lieferten ihrem Herren Arbeitskraft, aber auch Geld und vor allem Naturalien, die gelagert werden mussten. Zum Beispiel hatten die Grafen von Hirschberg Ländereien und Besitztümer im Altmühltal, bei Freising und in Tirol.
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Ausstattung
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Die Ausstattung einer hochmittelalterlichen Burg kann man sich heute nur schwerlich vor Augen führen. Wenige einfache Möbel, Truhen usw. haben sich erhalten und wurden in Burgmuseen zusammengetragen, wie hier in Burghausen. Dazu handelt es sich dabei meistens um Stücke der frühen Neuzeit und/oder um Repliken. Originales Inventar ist deshalb nur durch Quellen zu rekonstruieren. Glücklicherweise hat Graf Siboto von Falkenstein bei Rosenheim vor seiner Abreise auf den Kreuzzug 1166 eine ausführliche Inventarliste hinterlassen, die darüber recht genau Auskunft gibt.
Auf seinen vier Burgen hatte er rund 25 Kilo Münzen, 3 Kilo Silber, 240 Gramm Gold gehortet, dazu diverses Silbergeschirr. An Kampfausrüstung finden sich 13 Kettenpanzer, 20 eiserne Gamaschen und 8 Helme. Bestimmt benutzte er diese nicht alle selbst, sondern seine Vasallen und Ministerialen. Auf seiner Heimatburg Falkenstein hatte er außerdem 30 Jagdspieße, zehn Federbetten, zwei Schachspiele und zwei Tricktrackspiele. Nur das wirklich wertvollste und prestigeträchtigste ist hier genannt, schon alltäglicheres wie die Zahl der Schwerter, Möbel, Kochgeschirr usw. ist nicht mehr erwähnt. Sigboto war allerdings ein Hochadeliger mit umfangreichem Besitz. Viele einfachere Ritter werden wohl kaum ein Federbett oder gar ein Schachspiel besessen haben.
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Erstellt 9/2000, aktualisert 4/2014.
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