Burgruine Graisbach
Gemeinde Marxheim, Landkreis Donau-Ries, Schwaben
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Geschichte
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Burg Graisbach gehörte den Grafen von Lechsgemünd. Deren Stammburg Lechsend lag ursprünglich in der Nähe von Marxheim an der Donau im gleichnamigen Ortsteil. Auf dem Kartenausschnitt von 1563 sieht man die Burg Graisbach und darunter an der Donaubrücke auch die Ruine von Lechsend, von der heute nichts mehr zu sehen ist.
Die Grafen waren treue Anhänger der Salier- und Stauferkaiser und hatten große Besitzungen um das heutige Marxheim, dazu zeitweise das niederbayerische Frontenhausen, Gebiete in Osttirol und im Oberpinzgau bei Salzburg. Ministerialen der Grafen waren unter anderem in Schweinspoint und in Hütting zu finden. Der erste, vielleicht legendäre Vertreter war Graf Leodegar, der 1035 das Kloster St. Walburg in Eichstätt gegründet haben soll. Zwei weitere Klöster gründeten die Lechsgemünder 1133 in Kainsheim und 1240 in Niederschönenfeld. Der erste gesicherte Vertreter ist allerdings Heinrich, der 1078 in der Schlacht bei Mellrichstadt im Gefolge von Kaiser Heinrich IV. den Tod fand.
Im 13. Jahrhundert setzte langsam der Niedergang der Grafen ein, viele Besitzungen und Rechte mussten nach und nach verkauft werden. Im Jahr 1248 versucht Graf Berchtold sein Einkommen aufzubessern, indem er eine Zollstation an der Donaubrücke bei Marxheim aufbaut, was zum Konflikt mit der Reichsstadt Regensburg führt. Ein Truppenkontingent der Stadt zerstört daraufhin die Stammburg Lechsend - ein eindeutiger Beleg, wie sich das Machtgefüge zu dieser Zeit zugunsten der Kaufleute und Stadtbürger verschoben hatte. Die Grafen mussten nach Graisbach umziehen, wo eine ihrer Ministerialenburgen stand. Sie war vor 1135 von Hartnit von Graisbach erbaut worden.
Bis zum Aussterben der Grafen blieb Graisbach Familiensitz und kaiserliches Landgericht, das sich in der Zuständigkeit bis Schwabach und Spalt erstreckte. Der letzte Vertreter, Bischof Gebhard III. von Eichstätt, war ein Anhänger von Ludwig dem Bayern. Er begleitete den König 1327 auf seinen Italienzug und starb bei der Belagerung von Pisa an einer ansteckenden Krankheit. Die Besitzungen der Graisbacher gingen 1342 an Bayern. Die Burg Graisbach wurde Sitz eines bayerischen Landgerichts und bis ins 15. Jahrhundert weiter ausgebaut. 1506 kommt das Gebiet an das Herzogtum Pfalz-Neuburg, das Landgericht wird 1523 nach Monheim verlegt, später auch das Kastenamt und die Burg verliert jede Bedeutung. Sie verfällt und wird 1802 als Steinbruch für einen Brückenbau bei Neuburg genutzt. Heute gehört die Burgruine dem Landkreis Donau-Ries und ist in Erbpacht an einen Privatmann verpachtet, der auf dem Burggelände ein Haus bewohnt. Angebliche Umbauten und der Einsturz eines Kellergewölbes führten im Jahr 2009 zu einer Kontroverse in der Gemeinde.
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Beschreibung
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Einer der heute beeindrucksten Teile der Burg findet sich schon an der Auffahrt auf den Burgberg. Ein Torturm aus dem 14. Jahrhundert zeigt den früheren Zugang zur Vorburg an. Das große, spitzbogige Tor aus Quadern wurde später zugemauert und ein kleinerer, ähnlich gebauter Durchgang geschaffen. Oberhalb des Durchgangs ist eine Kalksteintafel angebracht, die in lateinischer Sprache an die früheren Besitzer erinnert. Auf dem mit Bruchsteinen ummauerten Vorburggelände stehen heute mehrere private Anwesen, es ist nicht öffentlich zugänglich.
Oben auf der Kuppe kommt man im Halsgraben an, der den Sporn vom Bergmassiv abtrennt. Von diesem Graben abgehend ziehen sich Hanggräben um die Bergseite der Anlage. Die dem Graben zugewandte Seite wird bestimmt von den ruinierten Überresten des Palas, der auf einem überbauten Felsen gelegen war und den Kern der Burg bildet. Anscheinend war dieser Felsen nicht besonders stabil, denn er ist fast komplett mit kleinen Quadern ummauert, die zeitlich gut mit der Gründung Anfang des 12. Jahrhunderts zusammenpassen. Später wurden die Mauern durch riesige Backsteinstützen gesichert. Auf der Skizze von Apian erkennt man ein etwas seltsam geformtes, zweiflügeliges Gebäude mit spitzen Giebeln, der Grundriss passt sich dem kleinen Felsmassiv an.
Zurückversetzt an der Südseite liegt ein Torgebäude und dahinter die romanische Kapelle St. Pankratius aus dem 12. Jahrhundert, die noch sehr gut erhalten sein soll. Sie ist ebenfalls aus kleinen Quadern erbaut und hat eine halbrunde Apsis. Auf der westlichen Bergseite sind noch deutliche Überreste eines rechteckigen Mauerturms auszumachen. Die Anlage ist laut Schild im Sommer am ersten und dritten Sonntag des Monats nachmittags zugänglich.
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Stützbauten am ehemaligen Palas
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Karte Bayernatlas
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