Burgruine Hilgartsberg
Gemeinde Hofkirchen, Landkreis Passau, Niederbayern
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Lage und Zugänglichkeit
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Die Ruine Hilgartsberg liegt unweit des Städtchens Vilshofen auf der gegenüberliegenden Seite der Donau. Bis zur Abfahrt Vilshofen nimmt man die Autobahn A 9, biegt aber schon bei Perka rechts ab in Richtung Hilgartsberg. Auch von der Straße Winzer - Vilshofen führt ein Weg hinauf zur Burgruine. Sie ist jederzeit frei zugänglich.
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Geschichte |
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Die Burg Hiltegerichsperch und der mutmaßliche Erbauer Ezili finden im Jahre 1112 erstmalig Erwähnung. Er errichtet die Burg auf Besitz der Bamberger Bischöfe. Chonradus Gaenselin de Hiltigersberge, ein Ministeriale der Grafen von Sulzbach, wird 1183 genannt. Die Sulzbacher, eines der damals mächtigsten Geschlechter Nordbayerns, waren Hauptvögte der Bamberger Bischöfe und damit auch für Hilgartsberg zuständig. 1188 übernimmt das Reich die Burg, nachdem die Grafen von Sulzbach ausgestorben waren. Denn damit trat ein Geheimvertrag des Staufer Kaisers Friedrich Barbarossa mit dem Bamberger Bischof in Kraft, der ihm die Burgen Winzer und Hilgartsberg zusprach. 1226 treten die Grafen von Ortenburg als Besitzer auf, die ihren Ministerialen Ortwin damit belehnen. Ob die Ortenburger als Miterben der Sulzbacher die Burg erfolgreich beanspruchen konnten, ist unklar. 1248 sind jedenfalls dann endgültig die bayerischen Herzöge an der Reihe, die Burg zu übernehmen.
Im Laufe der Zeit wird die Burg von den Wittelsbachern immer wieder verpfändet. Mit bösen Folgen, denn einer der Besitzer, Seifried der Puchperger, nutzt sie nach 1309 als Raubritternest. 1355 wird Ritter Peter Ecker von Eck als Besitzer genannt, ebenfalls ein gefährlicher Haudegen. Er legt sich mit Herzog Albrecht von Straubing an, der ihn daraufhin in Hilgartsberg belagert. Angeblich stirbt Peter Ecker bei dieser Belagerung an den Folgen einer Hungersnot. Nach der Belagerung wird die Burg ausgebaut und mit herzoglichen Pflegern besetzt. 1531 belehnt der bayerische Herzog die Münchner Patrizierfamilie Weißenfelder mit der Burg. Ab etwa 1600 haben dann die Fugger das Sagen und bauen die Burg zum Schloss aus. Den Dreißigjährigen Krieg überstehen Schloss und Bewohner zwar relativ gut, nicht aber einen Brand im Jahr 1626 und eine Pestepedemie 1639. Im Spanischen Erbfolgekrieg 1704 wurde Hilgartsberg von den Österreichern besetzt. Erst der österreichische Erbfolgekrieg bedeutete das endgültige Ende für Schloss Hilgartsberg. Die bayerische Besatzung wurde am 11. November 1742 eingeschlossen, das Schloss beschossen und schließlich gestürmt. Die stark beschädigte Anlage verfiel danach zur Ruine, blieb aber im Besitz der Fugger. 1822 zurück an Bayern, 1995 übernimmt die Marktgemeinde Hofkirchen die Burgruine und der Verfall wird endlich gestoppt.
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Beschreibung |
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Die Burg und das spätere Schloss Hilgartsberg hatten eine beachtliche Ausdehnung. Das Areal der Vorburg betritt man durch einen noch vollständig erhaltenen Torturm, der aus dem 16. Jahrhundert stammen dürfte. Die heutige Burggaststätte daneben ist ebenfalls ein Gebäude aus dieser Zeit, wahrscheinlich ein Burggut oder Wirtschaftsgebäude. Das Gebiet ist abgetrennt durch einen tiefen Halsgraben und war mit einer Zugbrücke gesichert, wie man aus der Nische und den Kettenführungen im Tor schließen kann. Die Vorburg, die gleichzeitig einen vorgelagerten Zwinger bildet, beherbergt die malerische Burgkapelle. Sie stammt aus der Romanik, wurde aber im 17. Jahrhundert ausgebaut. Auf dem Weg zur Kernburg durchschreitet man zunächst ein weiteres Tor mit Zugbrückennische, das Zugang zum eigentlichen Zwinger gewährt. Die äußere Schildmauer ist immer noch bis zu 6 m hoch und mächtiger als die innen liegende Ringmauer. Sie sollte die gefährdete Angriffseite der Burg decken.
Die dritte Barriere bildet der große Torturm zur Kernburg. Seltsamerweise ist er nicht bündig zur Ringmauer, sondern nach innen eingestellt. Normalerweise sind solche Türme eher ausgestellt, was die Übersicht und Verteidigungsfähigkeit erhöht. Der spitzbogige Zugang zeigt die Entstehung in der Gotik, also wohl im 14. Jahrhundert an.
Die Besonderheit von Ruine Hilgartsberg ist aber der unterirdische Gang, der von der Südostmauer unter dem Zwinger hindurch in die Vorburg führt und den man noch heute problemlos begehen kann. Er ist etwa 15 Meter lang und besitzt ein Tonnengewölbe. Der Ausgang befindet sich direkt neben der Burgkapelle, man darf damit rechnen, dass er im Mittelalter getarnt war. Den Sagen nach besaß fast jede ostbayerische Burg so einen unterirdischen Gang, von dem oft behauptet wird, dass er kilometerlang bis ins nächstgelegen Dorf oder die nächste Kirche führte. Tatsächlich sind nur sehr selten Spuren solcher Gänge gefunden worden, die meisten dieser Geschichten gehören ins Reich der Phantasie.
In der dreieckigen Kernburg erkennt man heute noch die Wohngebäude. Die westliche Mauer mit ihren vielen Fensteröffnungen zeigt an, dass auf dieser Seite in mittelalterlicher Zeit der Palas zu finden war, bevor dort in späterer Zeit ein schlossartiges Gebäude gebaut wurde. Ein Grundbucheintrag nennt im 17. Jahrhundert 49 Zimmer und vier Küchen allein für diesen Bau. Auf der Hangseite ist ihm ein weiterer Zwinger vorgelagert. Nach Westen und nach Norden schließen sich an den Palas jeweils ein weiterer kleiner und mittelgroßer Bau an. In einem Untergeschoss findet sich ein mittelalterliches Verlies. Der Bergfried im Norden ist heute nur noch in seinen Fundamenten erahnbar, er wurde im Lauf der Zeit abgebrochen.
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Wissenswertes |
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Im Burghof gibt es ein Freilufttheater, dass in den Sommermonaten bespielt wird. Den Spielplan gibts im Internet unter http://www.burgverein-hilgartsberg.de. Der örtliche Burgverein hat schon viel Gutes für den Erhalt der Anlage getan, allerdings auch manchmal etwas zuviel: die Musik aus quäkenden Lautsprechern kann dem Besucher die romatische Burgenstimmung schon etwas vermiesen.
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Kapelle und zweites Burgtor |
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