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Burgruine Hürnheim / Niederhaus

Hürnheim, Gemeinde Ederheim, Kreis Donau-Ries, Schwaben
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Geschichte


 
Wappen nach Scheibler Ein Edelfreier namens Wolfram soll in Hürnheim schon im 11. Jahrhundert gesessen haben. Zum ersten Mal erscheint 1153 Rudolf von Hürnheim in einer Urkunde und etwa um diese Zeit ist wohl die Burg auf dem Höhenzug am Rande des Nördlinger Rieses entstanden. Seine Herrschaft gründete sich auf Vogteien über kirchliche Einrichtungen - vor allem das nahe Benediktiner-Kloster Mönchsdeggingen - und die Nähe zu den Staufern. Friedrich von Hürnheim ließ im Jahre 1268 in Neapel sein Leben, weil er dem letzten Staufer Konradin zur Seite stand bei seinem Traum der Rückeroberung des Königreichs Neapel. Welcher aber mit der Enthauptung Konradins und seiner Gefolgschaft ein schreckliches Ende fand. Friedrichs Bruder Hermann dagegen hatte mehr Glück und kam 1289 wohlbehalten aus Neapel zurück.

Immer in Konkurrenz standen die Hürnheimer zu den nahen Grafen von Oettingen, konnten sich aber lange gegen sie behaupten. Um 1200 gründeten sie die nahe Burg Hochhaus und benannten sich fortan nach ihr, die Stammburg nannte sich seither Niederhaus. Außerdem saßen Vertreter des Geschlechts auf den Burgen Rauhaus (Burgstall), Katzenstein - heute noch gut erhalten, u.a. 1239 erbte die Linie Niederhaus die Burg Hochaltingen am Nordrand des Rieses und zog dahin um, Niederhaus wurde aber weiter von ihren Burgmannen besetzt.

Nach und nach schafften es aber die Oettinger, viele Besizungen der verschiedenen Familienzweige aufzukaufen, Hochhaus schon 1347, Katzenstein 1354. Die späteren Reichsritter von Hürnheim besetzten aber wichtige Ämter und waren als Marschälle, Richter, geistliche Herren und Söldnerführer aktiv. Von Eberhard I. und seiner Frau gibt es einen prächtigen Rotmarmorgrabstein in der Kirche von Hohenaltingen, sein Sohn Eberhard II. wurde 1552 Bischof in Eichstätt. 1585 starb die Linie Niederhaus/Hohenaltingen mit Hans Johann im Mannesstamm aus, seine Tochter Cordula heiratete Karl von Welden zu Laupheim.

Niederhaus wurde 1379 vom Schwäbischen Bund zerstört, aber wieder aufgebaut. Cordula verkaufte die Burg 1597 für 38000 Gulden an die Oettinger, die sie fortan mit Vögten besetzen. Auch im Dreißigjährigen Krieg war das noch so, als der Legende nach ein Trupp Schweden dort vorbeizog und Einlass verlangte. Die Besatzung vertraute auf ihre sichere Stellung und verweigerte - die Tochter des Burgvogtes soll sogar den Anführer erschossen haben. Daraufhin holten die Schweden Verstärkung, nahmen die Burg ein über eine Bresche beim Wasserturm und rächten sich. Seltsam nur, dass im akribisch geführten Tagebuch des Burgverwalters von diesen Ereignissen im Jahr 1633 oder 1634 kein Wort zu finden ist.

Später instandgesetzt geht sie 1709 an den Deutschen Orden und 1806 ans junge Königreich Bayern, das die intakte Burg verfallen lässt. Letzte Sicherung 2006, seit 2012 erinnert eine Stele an den einst stolzen, später kopflosen Besitzer Friedrich und seine Herren, die Staufer.

Beschreibung


Aquarell von 1789
Die Burgruine liegt auf einem schmalen Höhenzug der sich vor dem Forellenbachtal erhebt. Die ganze Lagesituation und auch die Burg selbst erinnert sehr an die Burgruine Bechthal, für die Hürnheim im Aufbau vielleicht ein Vorbild lieferte. Vor dem einst abgemauerten, tiefen Abschnittsgraben eine große Fläche, die wahrscheinlich eine Vorburg beherbergte.
 
Eine Brücke überspannt den Graben, der Eingang zur Burg ist allerdings stark zurückgezogen und so führt der Weg verteidigungstechnisch geschickt am quadratischen Bergfried und dem Palas vorbei zum Burghof. Ein Tor ist heute nicht mehr zu sehen, aber das Aquarell von 1789 zeigt, dass ein quadratischer Mauerturm den Eingang rechts flankierte. Der Burghof verbindet die Kernburg vorne mit einem unregelmäßig geformten hinteren, etwas niedriger gelegen Burgteil, in dem wohl weitere Gebäude lagen. Sie lassen sich heute nicht mehr richtig nachvollziehen.

Umgeben war die Burg im Westen und Süden von einer Ring- oder Zwingermauer, die auf dem Aquarell noch gut erhalten ist, im unteren Bereich mit Quaderung, im oberen Bruchsteinmauern mit einzelnen Quadern und Buckelquadern. Sie bestehen aus dem ortstypischen Suevit, einem Gestein, dass durch den Einschlag des Meteoriten im Ries vor 14 Millionen Jahren entstand. Heute steht von der Ringmauer nur noch ein hoher Mauerrest an der äußersten Ecke zum Graben hin. Auch das Mauerwerk von Bergfried und Palas ist so aufgebaut. Es spricht also vieles dafür, dass die Burg nach einer Zerstörung im 14. Jahrhundert zum Teil neu aufgebaut wurde.

Der schmale und hohe Bergfried ist quadratisch und hat einen sehr hoch gelegenen Eingang, der sich nach Westen in den Zwingerraum öffnet, nicht zum Palas hin. Könnte also gut sein, dass er älter ist als das heute sichtbare Wohngebäude. Er hat 5,7 m Seitenlänge und 1,25 m Wandstärke. Der Palas hat im unteren Stockwerk schmale Licht- oder Schießscharten. Darüber das Saalstockwerk mit größeren Fenstern und ein Wohnstockwerk. Darüber lässt sich der Rest eines weiteren Stockwerks erkennen.

Das wohl ungewöhnlichste Bauteil ist der runde Turm, der heute ganz außerhalb der Burg am Südhang liegt. Es soll ein Wasserturm gewesen sein, der nur von oberhalb aus der Burg zugänglich war. Wenn man aber die Linie der Zwingermauer in Gedanken verfolgt, wäre der Turm schon nicht mehr so weit außerhalb. Ob es wirklich ein Brunnenturm war? Eine Zisterne hätte man sicher in die Anlage selbst hineingebaut. Vielleicht ist man dem Burgfelsen dorthin ausgewichen, um besser an Wasser zu kommen. Vielleicht ist es aber auch einfach nur ein Mauerturm des Zwingers.

Grundriss


Grundriss

 

Palas vom Hof gesehen






Front der Burgruine




Blick über die Ruine ins Ries




Hinterer Teil




Südseite




Forellenbachtal mit Weiher und Burgruine



Karte


 


Skalierbare Karte auf openstreetmap.de:
https://openstreetmap.de/karte.html?zoom=14&lat=48.79863&lon=10.5008&layers=B00TT



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***Bewertung: landschaftlich beeindruckend gelegene Burgruine
 
Literatur: Wilfried Sponsel, Hartmut Steger: Vergangene Burgen und Herrensitze, S. 47 ff

Weitere Informationen:
Burg Niederhaus/Hürnheim auf Wikipedia
Burg Hürnheim im Haus der Bayerischen Geschichte
Die Hürnheimer auf Wikipedia
und im Historischen Lexikon Bayerns

Erstellt 03/2022.