Burgruine / Schloss Mitterfels
Kreis Straubing-Bogen, Niederbayern
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Geschichte
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Mitterfels war ein wichtiges Verwaltungs- und Verteidigungszentrum der Grafen von Bogen. Mit ihrem Netz von Ministerialenburgen erschlossen sie im 11. und 12. Jahrhundert Rodungsflächen im bis dahin weitgehend unbewohnten Bayerischen Wald. Die erste urkundliche Erwähnung gab es im Jahr 1194 unter Berchtholdus de Mitterfels, der bei einer Schenkung seiner Schwester Adelheid von Runding an das Kloster Oberaltaich siegelte. 1242 kam die Burg mit dem reichen Erbe der Bogener an die Wittelsbacher Herzöge, 1280 ist Mitterfels im Herzogsurbar schon als Landgericht genannt. In den folgenden Jahrhunderten wurde Mitterfels zum Bollwerk ausgebaut und mit Pflegern besetzt, die Siedlung entwickelte sich dagegen sehr langsam, denn das bergige Land brachte nur spärliche landwirtschaftliche Erträge. Bei Apian 1568 ist noch eine ruinierte Vorgängerburg zu sehen, die auf der anderen Seite des Perlbaches (auch Menach) lag.
Über die mittelalterliche Geschichte der Burg ist wenig bekannt, von den Hussiteneinfällen um 1400 blieb sie anscheinend verschont, vielleicht weil sie zu stark ausgebaut war. Bei den niederbayerischen Ritteraufständen der Böckler und Löwler kämpfte Mitterfels immer auf Seiten der Landesherrn, der Pfleger Jörg Heuraus soll durch einen Trupp der Löwenritter entführt worden sein.
1634 wurde Mitterfels von den Schweden eingenommen. Die größte Verheerung erfolgte aber nicht durch die Eroberung, sondern durch das Einschleppen der Pest: Fast die ganze Bevölkerung des Ortes erlag der Krankheit. 1742 wird die Burg von Trenck dem Panduren während des Österreichischen Erbfolgekriegs erfolglos belagert. Die links zu sehende Votivtafel der Pflegersgattin Maria Josepha Yberle zeugt noch heute von der erfolgreichen Verteidigung, sie befindet sich im Heimatmuseum auf der Burg.
Militärisch büßte Mitterfels im 19. Jahrhundert jede Bedeutung ein, die Verteidigungsanlagen verfielen nach und nach: 1812 stürzt der Bergried ein. Als Landgericht blieb Mitterfels bestehen. Erhaltene Prozessakten aus den vergangenen Jahrhunderten zeigen, dass in Mitterfels auch wegen geringer Verbrechen wie Diebstahl oft die Todesstrafe ausgesprochen wurde. Die letzte Hinrichtung fand 1847 allerdings wegen Mordes statt: Der Konzeller Lehrer Hahn hatte seine Frau vom Knecht töten lassen, weil sie ihm bei der Affäre mit seiner Magd und Cousine im Weg war. Knecht, Magd und Lehrer wurden zum Tode verurteilt, nur am Lehrer wurde die Strafe vollzogen. Von weit her sollen die Menschen gekommen sein, um das zu sehen.
Der Ort Mitterfels wurde erst im Jahr 1968 zum Markt erhoben und blieb bis 1973 Sitz eines Amtsgerichts auf der Burg. Um 2000 sind die verfallenen mittelalterlichen Reste mit Mitteln des Freistaats freigelegt und gesichert worden.
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Beschreibung
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Die Burg liegt am Ende eines langen Bergsporns, der über dem Menach- oder Perlbachtal liegt. Auf halber Höhe des Sporns fanden sich Reste eines vorgelagerten Grabens, der wohl den Zugang zu einer Vorburg markierte. Die Straße, die auf die Burg zuführt, ist gesäumt von historischen Gebäuden, darunter das vielleicht älteste komplett erhaltene Holzhaus in Deutschland: Die Hien-Sölde. Das Blockhaus wurde erst vor kurzem untersucht und renoviert: Die Balken wurden im Jahr 1436 geschlagen. Den Platz der heutigen Kirche nahm noch im 18. Jahrhundert ein Weiher ein. Links an der Kirche vorbei führt der Weg zur Burg über eine dreibogige Brücke aus Bruch- und Backsteinen, die den tiefen Halsgraben überwindet. Kurios: der erste Bogen wurde mit einem Wohnhaus ausgebaut, das augenscheinlich bis vor wenigen Jahren noch bewohnt war. Die Brücke stammt laut Inschrift aus dem Jahr 1791.
Der Zugang zur Kernburg bildete der Bergfried aus Buckelquadern, der nach den historischen Abbildungen zu urteilen gleichzeitig Torturm war. Die Reste sind heute größtenteils mit einem Gefängnis überbaut, so dass der Turm fast unkenntlich geworden ist. Nur an einer Wand ragen die Buckelquader deutlich aus dem verputzten Mauerwerk. An den Bergfried anschließend steht der heute noch am deutlichsten sichtbaren Teil der mittelalterlichen Burg: die hohe Schildmauer. Von innen ist sie allerdings fast vollständig verdeckt durch ein angelehntes Gebäude aus der frühen Neuzeit, das heute das Heimatmuseum beherbergt. Von außen ist sie durch die späteren Gefängniseinbauten mit der Zwingermauer verbunden und so auch nicht mehr richtig erkennbar. Nur im hinteren Teil sieht man sie gut - siehe Titelbild. Sie besteht dort aus Bruchsteinen und hat eine Stärke von über einem Meter. Zur linken des Eingangsbereichs liegt der Stumpf eines Mauerturms und das Pflegschloss und Gerichtsgebäude, das aus dem 18. Jahrhundert stammt und den Palas ersetzte. Heute ist dort das Rathaus untergebracht.
Wer am Pflegschloss vorbeigeht, gelangt über die ehemalige Mauer der Kernburg hinunter auf eine vorgelagerte Terrasse. Von dort hat man einen guten Blick in das heute wohl beeindruckendste Bauwerk der Burg: Den umlaufenden Zwinger mit hervorspringenden runden Mauertürmen. Die aufwändige Verteidigungsanlage stammt vermutlich aus dem 15. Jahrhundert und war mit zahlreichen Schießscharten ausgestattet.
Auf der anderen Seite des Menachtals lag der ursprüngliche Standort des Burgsitzes, dessen Ruine auf der Karte von Apian noch verzeichnet ist. Man kann angeblich noch deutlich Gräben und den Standort eines Bergfrieds ausmachen.
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Ensemble aus Pflegschloss und überbauter Schildmauer
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Gefängnisbau am Eingang mit den Resten des Bergfrieds
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Brücke zur Burg mit eingebautem Wohnhaus
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