Burgruine Hilpoltstein
(Landkreis Roth, Mittelfranken)
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Lage und Zugänglichkeit
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Die ehemalige Kreisstadt Hilpoltstein (etwa 13000 Einwohner) liegt 20 km südlich von Nürnberg an der Grenze zur Oberpfalz. Wenige Kilometer entfernt verläuft die Autobahn A 9 Nürnberg - München, es gibt eine eigene Ausfahrt. Der weitere Weg zur Stadt ist leicht zu finden. Die Burg liegt mitten im Ort auf einer Anhöhe, Schilder führen vom Ortszentrum hinauf. Parken kann man innerhalb der Vorburg vor dem "Haus des Gastes", dem ehemaligen Getreidekasten. Vorburg und äußerer Hof sind ganzjährig frei zugänglich. Der Zugang zur Kernburg ist an Samstagen, Sonn- und Feiertagen möglich. Informationen zu Führungen unter http://www.hilpoltstein.de.
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Geschichte |
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Das Suche nach einem Stammgeschlecht der Burg gestaltet sich nicht einfach: Herren "von Stein" oder "de Lapide" sind eben alles andere als selten. Relativ gesichert sind die Namen "Udalricus" im Jahr 1139 und 1142 und Burchhardt 1159 (wahrscheinlich sein Sohn). Von einem "castellum dicto Stein" ist im Jahr 1154 zum ersten Mal die Rede. In den Urkunden sind die Herren von Stein als Zeugen unter den Edelfreien aufgelistet, ihr weiteres Schicksal ist aber unklar. Allerdings spricht einiges dafür, dass diese Herren "von Stein" durchaus prominent waren: Bei Ausgrabungen stieß man auf Fragmente kunstvoller Glasbecher aus der Zeit um 1150, die damals eigentlich nur beim Hochadel zu finden waren.
Erst 100 Jahre später treffen wir in Urkunden auf den Reichsministerialen Heinrich von Stein, den gesicherten Stammvater der späteren Hilpoltsteiner. Ihm verdankt das Geschlecht seinen Aufstieg zu einer wichtigen lokalen Machtgröße. Heinrich unterhielt enge Beziehungen zu den staufischen Kaisern und hatte seit 1254 mit dem Nürnberger Amt des Reichsbutiglers (etwa: Reichsvogt) eine herausragende Stellung inne. Sein Nachfolger auf der Stammburg wurde Namensgeber Hilpolt I., die anderen Söhne hatte Heinrich durch geschickte Heiratspolitik auf den nahe gelegenen Burgen Niedersulzbürg, Haimburg und Breitenstein untergebracht. Zu den Sulzbürgern (näheres unter Wolfstein) unterhielten die Hilpoltsteiner fortan engen Kontakt und stifteten fleißig für deren Kloster in Seligenporten, wo ein beeindruckender Familiengrabstein der Herren von Stein zu finden ist. Die Gründungen der Städte Hilpoltstein und Freystadt gehen auf ihr Konto.
Auch in der Landespolitik machten sich die Hilpoltsteiner bald einen Namen: Hilpolt III. unterstützte Ludwig den Bayern bei der Königswahl und 1322 in der Schlacht bei Ampfing und bekam dafür das Amt des oberbayerischen Landeshauptmanns. Heinrich III. von Stein ließ sich 1340 von Ludwig dem Bayern in Regensburg zum Gegenbischof machen, konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Hilpolt IV. wird herzoglicher Kämmerer. Im Jahr 1385 endet die Erfolgsgeschichte mit dem Tod Hilpolts IV., der keine direkten Nachkommen hinterlässt. Der Erbe Schweiger von Gundelfingen verkauft Burg und Stadt 1386 an die Wittelsbacher Herzöge.
Die Besitzungen gelangen 1505 an die Linie Pfalz/Neuburg, die die Burg mit Pflegern besetzen. Ihren letzten Höhepunkt erlebt die Burg 1606, als Maria Dorothea, die Witwe des Herzogs Ottheinrich II., die Burg zu ihrer Residenz kürt und sie noch einmal eindrucksvoll ausbauen lässt. Nach ihrem Tod im Jahr 1639 bleibt die Burg leer, der neuburgische Verwalter zieht in ein Gerichtsgebäude in der Stadt (heute das Rathaus). 1793 wird die Burg an Privatleute verkauft und fortan als Steinbruch genutzt. Seit 1972 gehört sie dem Landkreis Roth, der 1989 umfangreiche Ausgrabungen und Sicherungsmaßnahmen veranlasste.
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Beschreibung |
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Die Burg in Hilpoltstein ist eine gut geschützte, kastellartige Felsturmburg der Stauferzeit: Die Grundmauern der nahezu rechteckigen Kernburg folgen den Umrissen des Sandsteinfelsens genau. Die Mauern selbst sind aus großen, regelmäßigen Sandstein-Buckelquadern mit Randschlag gebaut. Die zuerst einheitlich wirkende Mauer löst sich bei näherer Betrachtung in viele Teile auf, die aus verschiedenen Umbauphasen von der Mitte des 13. bis zur frühen Neuzeit stammen. Das älteste Mauerwerk findet sich an der Nordwestecke. Von eventuellen Vorgängerbauten aus dem 11. und 12. Jahrhundert ist heute nichts mehr zu erkennen.
Der Zugang der Burg ist ungewöhnlich: Ein Eingang liegt innerhalb des Burgfelsens. Durch ein Tor im Felsen und einen in den Stein gehauenen Gang gelangte man zu einem Raum, durch den man auf einer hochziehbaren Holztreppe zum inneren Hof hinaufklettern konnte. Da Tor und Gang aber augenscheinlich nicht im Mittelalter angelegt sind, ist es wahrscheinlicher, dass der Zugang wie bei Felsturmburgen üblich über eine Holzleiter erfolgte.
Das am besten erhaltene Bauwerk ist der quadratische Bergfried. Er hat 3 Stockwerke, einen spitzbogigen Eingang in 10 Metern Höhe, ist 22 Meter hoch und hat 1,7 Meter dicke Mauern. Die begehbare Grundfläche der Stockwerke ist dabei minimal: etwa 2 x 2 Meter. Hier wird überdeutlich, dass ein Bergfried weder zum Wohnen noch als "letzter Rückzugpunkt" gedacht war, sondern eher als Aussichtsturm und zur Machtdemonstration diente. Im Zugangstockwerk finden sich Spuren eines gotischen Gewölbes. Der Turm muss also nach 1250 entstanden sein. Hinter dem Bergfried lag die Back- und Kochstube, später wurde hier die Badestube der Herzogin Maria Dorothea eingerichtet. Vom einst massigen Palas im Westen stehen nur noch die Grundmauern.
Südlich unterhalb der Kernburg befindet sich der untere Hof. Er wird im Westen von jüngeren Schlossgebäuden und im Süden von einer Ringmauer mit Tor umschlossen. Das auffälligste Bauwerk ist der Treppenturm mit dem eindrucksvollen Renaissanceportal von 1606. Der Herzogin war der ursprüngliche Eingang zur Kernburg zu unbequem, deshalb ließ sie den Turm mit innenlaufender Reitertreppe an den Felsen bauen.
Südlich vor der unteren Burg, also zur Angriffseite hin, findet sich eine weiträumige Vorburg. Von den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden ist heute nur noch der mächtigen Getreidekasten von 1473 übrig geblieben. Im Westen und Norden schützt die Burg ein Graben, dessen Aushub davor als Wall aufgeschüttet wurde. Dieser mächtige Wall könnte auch von einer frühmittelalterlichen Fliehburg stammen. In diesem Wall wurde in jüngerer Zeit ein großer tonnengewölbter Raum ausgegraben. Die Bauweise lässt auf einen Bau im 17. Jahrundert schließen, er war wohl als Kühl- und Vorratskammer gedacht.
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Wissenswertes |
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Das Städtchen Hilpoltstein ist auf jeden Fall einen Ausflug wert: Das Zentrum hat viele schöne und urige Fachwerkhäuser, ein Museum, eine historische Braustätte und Wirtshäuser zu bieten. Auch von einer Stadtmauer lassen sich noch einige Teile ausmachen. Am ersten Sonntag im August findet das Burgfest statt. Übernachtungsmöglichkeiten sind vorhanden. Nicht weit von Hilpoltstein entfernt liegen Roth- und Brombachsee, große Speicherseen für den Main-Donau-Kanal. Dort kann man ausgezeichnet baden, segeln und windsurfen.
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Bergfried, Treppenturm mit Renaissanceportal |
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