Burgruine Schwarzenburg / Schwarzwihr
Stadt Rötz, Landkreis Cham, Oberpfalz
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Lage und Zugänglichkeit
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Die Schwarzenburg liegt über der Stadt Rötz am westlichen Rand des Naturparks Oberer Bayerischer Wald. Von Rötz aus nimmt man die Straße Richtung Neunburg, dann geht es auf halbem Weg nach rechts den Burgberg hinauf. Kurz vor der Ruine rechts weg und auf dem Parkplatz parken. Von Rötz aus geht auch ein schöner Wanderweg zur Burg. Die Anlage ist ganzjährig zu besichtigen, die Schutzhütte ist von April bis Oktober nachmittags geöffnet.
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Geschichte |
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Schon um 1050 wird "Heinricus de Swarcenburc" vom Kloster Sankt Emmeram in Regensburg als Vogt genannt. 1100 wird Friedrich von Schwarzenburg sogar zum Kölner Erzbischof geweiht, ein Zeichen dafür, dass die Familie dem höheren Adel angehört. Ab 1125 wird Friedrichs Neffe Bertholdus in Urkunden genannt. Er schließt sich 1147 König Konrad III. an, der in den Zweiten Kreuzzug zieht. Die Unternehmung endet in einem Desaster, Berthold fällt mit tausenden deutschen Rittern in Kleinasien. Damit ist dieser ältere Zweig der Schwarzenburger wahrscheinlich ausgestorben.
Erst 1240 tauchen neue Schwarzenburger auf. Reinboto, jetzt Ministeriale des bayerischen Herzogs, übte für Herrschaften u.a. in Waldmünchen, Bruck und Neukirchen-Balbini aus. Er und seine Nachkommen hatten engen Kontakt zu den Klöstern der Gegend und zum Regensburger Kloster Prüfening, wo mehrere geistliche Familienmitglieder begraben liegen. Ab 1307 scheinen Reimboto IV. und seine Brüder aber in Schwierigkeiten zu stecken. Herzog Stephan verpfändet ihre Burg samt Markt Rötz, ein Teil der Summe muss in die maroden Burggebäude gesteckt werden. Die Nachkommen, die nach 1317 nicht mehr auf der Burg residieren, verlieren weitere Herrschaftsrechte oder müssen verkaufen. 1363 ist noch ein Albrecht Schwarzenburger in Bruck genannt. Im Jahr 1391 stirbt die letzte Schwarzenburgerin Bertha.
Die Burg geht 1332 an die Landgrafen von Leuchtenberg, die sie 1404 an die böhmischen Pflug verkaufen. Hintschik Pflug zu Schwarzenburg (sein Wappen links) wird 1433 zum Helden, als er bei Hiltersried die plündernden Hussiten besiegt. Sein Sohn Sebastian, herzoglicher Pfleger zu Cham, ist 1489 Hauptmann des Ritterbundes der Löwler gegen den bayerischen Herzog. 1495 kauft Heinrich von Plauen, Burggraf zu Meißen, die Herrschaft und erhebt den Ort Rötz am Fuß der Burg zur Stadt.
Der letzte Besitzer der Schwarzenburg ist ihr berühmtester: Der "wilde Heinz" von Guttenstein. Der böhmische Adelige war ein streitbarer Geselle: Als Söldner im Landshuter Erbfolgekrieg zu Geld gekommen, kauft er den Meißnern 1506 die Schwarzenburg ab, herrscht mit harter Hand und legt sich durch Raubzüge und Geiselnahmen mit der Reichsstadt Nürnberg und dem Schwäbischen Städtebund an. Auf dem Höhepunkt der Kämpfe beschießt er die eigene Burg, um zu sehen, ob sie einer Belagerung standhalten würde. Weil das nicht der Fall ist, verkauft er sie an die Pfalz und geht zurück nach Böhmen. Ab 1542 nehmen die pfälzischen Burgpfleger ihren Sitz in der Stadt Rötz. Nicht mehr bewohnt und 1634 im 30jährigen Krieg endgültig zerstört, verfällt die Schwarzenburg bis in neuere Zeit. Erst ab 1900 Sicherung der Reste, Renovierung und zahlreiche Umbauten in neuerer Zeit.
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Beschreibung
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Der Zugang zur Kernburg wird geschützt durch den quadratischen Bergfried, der nach dem sorgfältigen inneren Mauerwerk aus dem 12. Jahrhundert stammen könnte. Die uneinheitlichen Außenmauern mit Granitbruchsteinen und Eckquaderung sprechen für eine spätere, grundlegende Erneuerung. Der Turmabschluss ist eine Zugabe aus dem Jahr 1906. Der ursprüngliche Eingang liegt in 9 m Höhe, die Mauern sind 2,5 m stark. Links des Zugangs zur Kernburg die Reste der Burgkapelle und südlich anschließend eines weiteren Gebäudes, die beiden ältesten Teil der Burg. Im Inneren der Kapelle fallen zwei schöne romanische Säulen mit Würfelkapitellen auf, die noch aus der Zeit der ersten Schwarzenburger stammen könnten und vielleicht eine Empore getragen haben. Im oberen Burghof liegt die Eintiefung eines langgezogenen, rechteckigen Wohngebäudes und eine in heutiger Zeit gebaute Schutzhütte mit Biergarten.
Zwinger und unterer Burghof werden bestimmt durch die auffälligen Ausbauten aus der Zeit um 1500: an allen vier Ecken sichern wuchtige Geschützstellungen die Burg. Die Reste einer Zisterne sind im Hof noch gut zu erkennen. Die kleineren Mauertürme, die an die Außenmauern der Kernburg angebaut wurden, stammen aus dem 14. oder 15. Jahrhundert. Einzige Ausnahme: Der Turmstumpf mit angrenzendem Wohngebäude links oben (bei den heutigen Toiletten). Hier vermutet Bernhard Ernst den Sitz eines Burgmannes, also eines von den Schwarzenburgern abhängigen Ministerialen, der dort seine eigene kleine Burg bauen durfte. Sie musste später der großen Ostbastei weichen.
Grundsätzlich ist es gut, dass die Schwarzenburg rechtzeitig vor dem endgültigen Verfall gerettet wurde und heute noch belebt ist. Durch die vielfältigen Einbauten (Festspieltribüne, Schutzhaus, Biergarten, Toiletten usw.) und Mauerrekonstruktionen der letzten hundert Jahre ist aber eine Altersbestimmung der einzelnen Bauteile fast unmöglich geworden. Zum Beispiel ist der einfache, runde Torbogen eine Rekonstruktion aus dem Jahr 1955.
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Wissenswertes
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Der wilde Heinz soll auch heute noch auf der Burg sein Unwesen treiben. Nahebei liegt ein großer Granitblock in Form eines Sarkophags genannt die "Totentruhe". Eine Jungfrau und alle Schätze der Burg sollen darin liegen. Um Mitternacht öffnet sich der Deckel und das Gesicht der Jungfrau wird sichtbar. Doch dann kommt Heinz in schwarzer Rüstung aus dem Bergfried, schwingt sich aufs Pferd und sprengt zur Truhe - er küsst die Frau und der Deckel fällt wieder zu. Wer ihm zuvorkommt, könnte Frau und Schatz gewinnen...
Im Sommer wird auf der Burg Freilufttheater gespielt - natürlich die Geschichte vom wilden Heinz. Alle weiteren Informationen unter http://www.schwarzenburg-festspiele.de.
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Großes Geschützrondell vor dem Zugang
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