Die Kernburg von Ruine Stockenfels besteht aus einem Wohnturm, dem Hof mit Brunnen und Küchengebäude und einem unterteilten Wohnbau, die in linearer Folge ein langes Rechteck bilden. Die Außenmauern bestehen aus unregelmäßigen Granitquadern, wobei die Ecken in sorgfältig behauenen Buckelquadern ausgeführt sind. An der Süd- und Ostseite kann man ansatzweise noch einen vorgelagerten Zwinger mit halbrundem Mauerturm ausmachen. Etwa 10 Meter unterhalb der Burg liegt im Westen die rechteckige Vorburg. Sie wurde wohl erst später hinzugefügt und umschloss Nutzbauten.
Der Wohnbau im Süden der Kernburg hat zwei Keller und ein gewölbtes Erdgeschoss mit schmalen Lichtscharten. Das Obergeschoss war der Hauptwohnraum der Burg und hat größere Rundbogenfenster. Das später aufgesetzte zweite Obergeschoss hat rechteckige Fenster.
Interessant ist vor allem der Wohnturm am Nordende. Er hat 5 Stockwerke, 16 m Höhe und 1,7 m starke Mauern. Der Eingang liegt 4 m hoch. Die unteren Geschosse stammen aus der Erbauungszeit Anfang des 14. Jahrhunderts und sind gewölbt. Die Obergeschosse stammen aus der Zeit um 1515 und wurden durch Balkendecken abgetrennt. Sie haben gotische Fenster an der West- und Ostseite mit schönem Maßwerk. Es ist älter als die Burg selbst: Die Fenster wurden aus einem kirchlichen Bau entnommen und in den Wohnturm eingebaut. Es könnte sich um Fenster aus dem Kloster Reichenbach handeln, das im Zuge der Reformation vom Pfalzgrafen in Amberg säkularisiert worden war. Die Fenster an der Südseite zeigen Wappen von Oberpfälzer Ritterfamilien: Es finden sich die Heuraus, die Fraunberger, die Hofer zu Lobenstein und die Sattelbogen.
Wissenswertes
Der Reiz von Ruine Stockenfels liegt vor allem in der Lage hoch über dem Regen. Nach einer 20minütigen Wanderung durch dichte Wälder und über einsame Wiesen trifft man auf die mitten im Wald liegende Ruine über dem Regen, die in ihrer Einsamkeit eine einzigartige, wildromatische Atmosphäre schafft.
Andere behaupten sogar, eine unheimliche Atmosphäre: Um die Burg ranken sich zahlreiche Geistergeschichten. Richardi und Haase berichten vom berüchtigten Raubritter Kunz Schott dem Wilden als Besitzer der Burg. In Wirklichkeit war jedoch ein anderer Zweig der Schotts auf der Burg präsent.
Der letzte Bewohner von Stockenfels soll ein Geisteskranker gewesen sein, der vorbeikommende Wanderer mit Steinen bewarf. Einheimische behaupten außerdem, daß der Ort eine "Deponie" für die von Geisterbannern eingefangenen Plagegeister sei. Vor allem hinterhältige Bierbrauer und Kellnerinnen, die zu Lebzeiten das Bier verwässerten oder schlecht einschenkten, müssen dort bis zum Jüngsten Gericht Buße für ihre Missetaten tun.
Literatur:
Kunstdenkmäler in Bayern Band 2,1, S. 154 ff
K. Leidorf, P. Ettel: Burgen in Bayern, S. 186 f.
U. Pfistermeister: Burgen der Oberpfalz
F. W. Krahe: Burgen des Deutschen Mittelalters
Richardi/Haase: Burgen, Schlösser und Klöster in Bayern
Danke an Rolf von Loeffelholz für die Hinweise zur Burggeschichte!