Burg Waldau
Waldau, Stadt Vohenstrauß, Landkreis Neustadt/Waldnaab, Oberpfalz
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Geschichte
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1224 wird zum ersten Mal der Ritter Ulricus de Waldauwe in einer Urkunde als Zeuge genannt. Er war Reichsministeriale, hatte aber auch Güter der Grafen von Ortenburg-Murach inne. Der Besitz in Waldau war sein Eigengut, inklusive der Blutgerichtsbarkeit. Er könnte eng mit den Rittern in Waldthurn verwandt gewesen sein und übte Vogteirechte für das Kloster Waldsassen aus. Ein weiterer Ulricus schenkt dem Kloster Waldsassen anläßlich seiner Pilgerfahrt nach Rom im Jahr 1300 mehrere Güter in Wildenau bei Luhe, wo ein Onkel von ihm begütert war.
Die Waldauer scheinen aber nicht alle so fromm gewesen zu sein. 1295 hatte sich Henricus von Waldau mit Konrad von Hohenfels zusammengetan und brandschatzte und beraubte Güter des Klosters Waldsassen in Pirk, wofür beide von Papst Bonifaz höchstselbst exkommuniziert wurden. Ein eindrucksvoller Beweis, was für einen politischen Einfluss das Kloster hatte. 1315 kam Henricus wieder in Kirchenbann, weil er Güter des Klosters Waldsassen geplündert hatte. Das Geschlecht breitete sich trotz der Konflike (wohl um Vogteirechte mit dem Kloster) in der nördlichen Oberpfalz und in Franken aus, war ansässig in Pleystein, erbte 1308 auch die Burg in Waldthurn und erbaute die Burg Schellenberg bei Floß 1347.
1352 wurden die Besitzungen zwischen drei Brüdern aufgeteilt, ihre Nachkommen dienten als Vicedom in Sulzbach, den Leuchtenbergern als Hofmeister und als Pfleger zu Floß. Nachdem Kaiser Ludwig der Bayer die Markgrafschaft Brandenburg an seinen Sohn Ludwig vergab, um seine Hausmacht zu stärken, folgt diesem Henslyn von Waldau 1352 dorthin. Seine Nachkommen etablieren sich in der Neumark, in Pommern und Mecklenburg, viele Waldower, wie sie sich dort nennen, sind auch prominent beim Deutschen Orden in Preußen aktiv. Noch heute gibt es Nachkommen dieser Linien.
Zurück in den Nordgau, wo es der Stammlinie weniger gut erging. 1489 schlossen sich die Brüder Georg und Sebastian von Waldau dem erfolglosen Ritteraufstand der Löwler gegen den bayerischen Herzog an. In den nächsten Jahrzehnten verarmten die Waldauer und mussten viele ihrer Besitzungen verkaufen. 1545 stirbt mit Jörg Dominus zu Waldau, Pleysteyn und Waldthurn der letzte männliche Vertreter.
Die Burg selbst geht durch verschiedene Hände und wird bald verlassen. 1650 entsteht das Schlossgebäude zu Fuß des Burgfelsens. Als die Dorfkirche 1721 baufällig wird, entscheiden sich die Besitzer, die Kernburg umzubauen: Der Bergfried wird der Kirchturm, der Saalbau zum Kirchenschiff. Und eine große Steintreppe erschließt den Burgfelsen. Erst 1912 entsteht eine neue Dorfkirche und die Burg steht seitdem leer - bis heute. Eine dringend notwendige Renovierung erfolgte ab 2006, zugänglich ist sie aber nur sehr selten, weil in Privatbesitz.
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Beschreibung
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Von Burg Waldau stehen vollständig erhalten die beiden weithin sichtbaren Gebäude der Kernburg: Der Bergfried und der Palas. Sie waren ursprünglich getrennt und standen frei auf einem Felsen aus Serpentinit, wie auf dem Kartenausschnitt von Vogel um 1600 gut zu sehen. Die beiden Gebäude sind zum Teil umgeben mit einer dem Felsen folgenden Ringmauer von geringer Stärke und Höhe.
Der quadratische Bergfried zeigt eine Seitenlänge von 6,6 Metern und 2 m starke Mauern aus Granit-Quadern, teilweise mit Buckeln. Später, wohl um 1350, wurde ihm zwei Stockwerke aufgepflanzt, die nur Eckquaderung zeigen und ursprünglich ein Satteldach aufwiesen. Der Palas oder Saalbau stammt ebenfalls aus dieser späterer Zeit, ist aus Bruchsteinen mit Eckquadern gebaut und hat drei Stockwerke. Ursprünglich alleinstehend, wurde er dann mit dem Bergfried durch einen Zwischenbau verbunden, der im Mauerbild noch einmal deutlich schlechtere Qualität hat. Nach Süden gibt es in dieser Verbindung ebenerdig einen spitzbogigen Eingang, der dann später wieder zugemauert wurde. Im obersten Stockwerk darüber zwei Kragsteine, die einen Aborterker anzeigen (seltsam - ein Klo direkt über dem Eingang... wahrscheinlich aber nie gleichzeitig im Gebrauch).
Auf der Abbildung ist auch deutlich zu sehen, dass am Fuß des Felsens eine Kapelle und ein weiteres Wohngebäude bestand. Sie wurden um 1650 durch das heutige noch bewohnte Schlossgebäude ersetzt. Als 1721 die Kernburg zur Kirche umgebaut wurde, hat man eine kleine Vorhalle an den Palas angesetzt und den großen Treppenaufgang aus Stein hinzugefügt. Die oberen Bergfriedstockwerke wurden zum Glockenstuhl, der Zwischenbau zum Chor und der Saalbau zum Kirchenschiff umfunktioniert. Auch das rechtwinklig ansetzende Verbindungsgebäude hinunter zum Schlossbau könnte aus dieser Zeit stammen. Der barocke Akanthus-Altar, der damals in dieser Kirche stand, ist heute in der Dorfkirche gegenüber zu bewundern. Es gibt solche Altäre nur in der Oberpfalz und in Böhmen.
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Bergfried und Zwischenbau
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Schloss
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Burg über den Nutzgebäuden des Schlossanwesens
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