Burgruine Pfaffenhofen / Schweppermannsburg
Gemeinde Kastl, Landkreis Amberg-Sulzbach, Oberpfalz
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Lage und Zugänglichkeit |
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Pfaffenhofen liegt direkt an der B 299 zwischen Neumarkt in der Oberpfalz und Amberg in der Nähe von Kastl. Die Burg ist von der Straße aus Richtung Neumarkt gut zu sehen. Im Dorf am Fuß der Burg parken und dann der Dorfstraße folgen. Das Innere der Ruine ist nicht zugänglich, sie lässt sich aber gut in ihren Außenbereichen besichtigen.
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Geschichte |
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Pfaffenhofen gehört zum Kerngebiet der mächtigen Grafen von Sulzbach. Die Burg zählte zu ihrem Alodialbesitz, war also von niemandem zu Lehen genommen und wurde an Ministeriale, die Pfaffenhofer, ausgegeben. Nach dem Aussterben der Grafen 1188 kommt die Burg an die Grafen von Hirschberg und im Jahr 1305 schließlich an das Herzogtum Bayern, das sie fortan mit Pflegern besetzt.
Ihren Namen hat die Burg von ihren Besitzern seit 1330: Heinrich und Hartung Schweppermann, Söhne des berühmten Feldhauptmanns Seyfried Schweppermann (1260 - 1337). Der Tapferkeit dieses Mannes verdankt der wittelsbachische Kaiser Ludwig der Bayer zwei entscheidende Siege gegen seinen Erzfeind und Gegenkönig Friedrich den Schönen von Habsburg. Die Legende sagt, dass nach der Schlacht von Mühldorf 1322 die Lebensmittel im Feldlager knapp waren. Ein letzter Korb mit Eiern sollte aufgeteilt werden. Der Kaiser entschied: "Jedem eyn Ey, dem braven Schweppermann zwey."
Seyfried Schweppermann entstammte einem Ministerialengeschlecht aus Hillohe bei Lauterhofen. Wegen seiner Verdienste als Feldhauptmann der Reichsstadt Nürnberg bekam er vom Kaiser mehrere Burgen zu Lehen, unter anderem die Burg Grünsberg bei Altdorf. Pfaffenhofen wird dabei nicht ausdrücklich erwähnt - aber seine Söhne werden noch zu seinen Lebzeiten als Besitzer genannt. Seyfrieds mittelalterlicher Grabstein und ein barockes Ehrenmal befinden sich in der Klosterkirche im nahen Kastl.
Nach den Schweppermännern folgen Pfleger des Pfalzgrafen zu Neumarkt, unter anderem die Pöllinger. Zerstörung im Landshuter Erbfolgekrieg 1504 und im Dreißigjährigen Krieg 1633. Erst 1692 wird sie wiederaufgebaut. Den Bergfried trägt man 1776 wegen Baufälligkeit auf die heutige Höhe ab. 1825 verlegt der bayerische Staat den Amtssitz nach Kastl, die Burg verfällt und dient seither als Steinbruch. Sicherungsmaßnahmen erst im 20. Jahrhundert.
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Beschreibung |
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Pfaffenhofen wirkt auf den ersten Blick wie eine gut erhaltene Ruine eines mittelalterlichen Wehrbaus - doch in Wirklichkeit ist der Zustand der Anlage alles andere als mittelalterlich. Sowohl die Außenmauern als auch die Mauern des stattlichen Bergfrieds sind zwar zu großen Teilen aus mittelalterlichen Steinen aufgebaut, wurden aber ganz offensichtlich erst viel später so zusammengefügt. Der Grund: Die zweimalige Zerstörung und der Wiederaufbau im Jahr 1692, dessen Ergebnis im Aufriss zu sehen ist.
Deutlich abzulesen ist das daran, wie die Mauern zusammengesetzt sind. In der Mauer des Bergfrieds und auch vereinzelt in der Außenmauer finden sich großformatige Buckelquader aus dem 13. Jahrhundert. Die unregelmäßige Verteilung beweist allerdings, dass hier eine Originalmauer abgetragen und eine neue aus den alten Quadern wieder zusammengefügt wurde. Bauforscher nennen diese wiederverwendeten Artefakte "Spolien". Auch eine Scheune im Vorfeld der Burg ist aus solchen spolierten Buckelquadern aufgebaut. An anderen Stellen der Außenmauer finden sich kleinere Kalksteinquader, die aus der Erbauungszeit im frühen 12. Jahrhundert stammen könnten.
Die beiden Tore in der Vor- und Hauptburg sind ebenfalls erst in der Neuzeit so geschaffen worden. Die Zugangssituation im Mittelalter kann heute nicht mehr rekonstruiert werden. In der rückwärtigen Ringmauer finden sich vier mächtige Kragsteine, die eventuell Aborterker getragen haben. Gut erhalten ist der Halsgraben, der das Burgareal von der östlichen Hochfläche abtrennt.
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Wissenswertes
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Unten im Dorf finden sich eine schöne mittelalterliche Kirche und nebenan ein Karner, also ein Beinhaus. Der älteste Teil der Kirche ist das romanische Portal und die Mauern des Langhauses, während Chor und Turm spätere Zugaben sind. Der Karner ist einzigartiges Stück mittelalterlicher Architektur: Im unteren Geschoss wurden die Gebeine der Toten aufbewahrt. Das rundbogige Portal und ein grobes Kreuzgratgewölbe zeichnen den archaisch wirkenden Raum aus. Darüber liegt eine Kapelle mit separatem Eingang, die im Kern romanisch ist und im 14. Jahrhundert überarbeitet wurde. Portal, Malereien und der Erker stammen aus dieser Zeit, sind sehr gut erhalten und geben ein gutes Bild eines kleinen mittelalterlichen Sakralbaus ab.
Den Schlüssel für Kirche und Karner kann man in einem nahen Privathaus abholen - einfach im gegenüberliegenden Wirtshaus nachfragen. Nur wenige Kilometer entfernt findet sich die einzigartige Klosterburg Kastl mit dem Grabmal des Seyfried Schweppermann (rechts).
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