Schloss / Burgruine Parsberg
Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz
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Lage und Zugänglichkeit |
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Parsberg liegt zwischen Regensburg und Neumarkt an der A 3. Man verlässt die Autobahn bei der Ausfahrt Parsberg und fährt weiter bis in die Stadt. Die Burg liegt am höchsten Punkt nahe der Kirche und ist nicht zu verfehlen. Die Anlage ist ganzjährig zugänglich, die Innenräume sind allerdings Teil eines Burgmuseums, das nur zu bestimmten Zeiten geöffnet ist. Näheres unter http://www.parsberg.de.
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Geschichte |
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Die Burg "Bartesberg" wird im Jahr 1205 zum ersten Mal genannt, als sich der Regensburger Bischof und der bayerische Herzog über das Erbe des Regensburger Burggrafen verständigen, der hier anscheinend vorher das Sagen hatte. Heinrich von Parsberg ist 1224 als erster Besitzer genannt, er war Ministeriale der Bayernherzöge. An seiner Familie lässt sich beispielhaft der Aufstieg und Fall einer Oberpfälzer Ritterfamilie verfolgen.
Die Parsberger sind eines der treuesten bayerischen Ministerialengeschlechter, in der Folge steigen sie schnell auf, bekommen hohe Ämter und neue Besitzungen verliehen und verdienen viel Geld. Zum Beispiel wird Friedrich 1237 Bischof von Eichstätt. Bald treten sie sogar als Kreditgeber für ihre bayerischen Herren auf. Im Jahr 1326 bestätigt der spätere wittelsbachische Kaiser Ludwig der Bayer dem Parsberger Dietrich umfangreiche Rechte, die seine Herrschaft quasi reichsunmittelbar und unabhängig machen. Allerdings ist diese Urkunde heute als Fälschung in Verdacht.
Die Parsberger schaffen es durch Zukäufe und Prozesse, ihre Herrschaft immer weiter auszubauen. Die Burgen Adelburg, Lupburg, Leoneck, Liebenstein, Neidstein gehörten zeitweise zu ihrem Besitz, gleichzeitig üben sie über alle Generationen wichtige Ämter aus: Landrichter in Hirschberg, Burglengenfeld und Sulzbach, Schultheißen in den Städten Nürnberg und Neumarkt. Konrad geht 1432 an den Hof der Herzogin von Lothringen. 1437 ist Friedrich Bischof von Regensburg. Werner und Christof von Parsberg gehen mit 1439 Pfalzgraf Christof an den dänischen Hof nachdem dieser König von Dänemark, Schweden und Norwegen geworden ist. Werner begründet dort sogar eine eigene Linie des Rittergeschlechts. 1443 verfügt der Pfalzgraf, dass Hans die Herrschaft über die Oberpfalz für ihn ausüben soll.
Der Umschwung folgt im 16. Jahrhundert, als Jörg Wiesbeck vom Herzogtum Pfalz-Neuburg mit der benachbarten Grafschaft Velburg belehnt wird. Der Wiesbeck hatte es sich zum Ziel gesetzt, ein großes einheitliches Territorium unter seine Herrschaft bringen und war der Meinung, dass der Parsberger Besitz zu seinem Territorium gehört. 1534 fordert zudem der Herzog von Pfalz-Neuburg die Lupburg zurück, die er 1394 den Parbergern als Pfand vergeben hat und verlangt zusätzlich eine unrechtmäßige Nutzungsgebühr. Haug von Parsberg wehrt sich dagegen 1548 durch Anrufung der kaiserlichen Gerichte, ebenso seine Witwe Katharina im Jahr 1564. Aber der Kaiser und alle einberufenen Schiedsrichter kommen letztendlich zu keinem eindeutigen Ergebnis: Gehört Parsberg nun zu Pfalz/Neuburg oder zum Reich?
Der Konflikt schwelt weiter und eskaliert 1572 ein weiteres Mal, als Ottheinrich von Parsberg zu Alteglofsheim sich weigert, auf dem Landtag in Neuburg zu erscheinen und Steuern zu zahlen. Der Herzog besetzte daraufhin die Burg Parsberg und den Ort. 1623 und 1653 beschweren sich die Parsberger erneut beim Kaiser wegen Repressalien der Neuburger. 1712 wird Johann Wolf von Parsberg gar inhaftiert, weil er sich weigert, dem Neuburger Herzog Steuern zu zahlen. Als er 1730 kinderlos stirbt, ist die Familie durch den Jahrhunderte dauernden Rechtsstreit längst ruiniert - desgleichen die Untertanen, die lange Zeit doppelt Steuern zu zahlen hatten. Ironischerweise kam 6 Jahre nach Johanns Tod doch noch die Bestätigung vom Kaiser: Parsberg war und ist eine reichsfreie Herrschaft.
Danach gelangten Schloss und Stadt in den Besitz der Grafen von Schönborn, die Parsberg 1792 an Kurfürst Karl Theodor von Bayern verkauften, Parsberg verlor jede politische Bedeutung. Seit 1977 Umbau des Schlosses zu einem Heimatmuseum.
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Beschreibung |
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Das obere Schloss, die eigentliche Kernburg, liegt auf einem hohen Kalksteinfelsen über dem Hof. Bemerkenswert ist der Palas mit den skurrilen Rundtürmen an den vorderen Ecken, er stammt aus dem 16. Jahrhundert und fußt auf einem älteren Gebäude, das auf der Karte von Vogel (bei Geschichte) noch gut zu erkennen ist. Darüber schließt die mittelalterliche Kernburg an. Eine Art Schildmauer schirmt den Felssporn nach Süden ab und endet in einem halbrunden Mauerturm. Die Mauern selbst bestehen aus Quadern und vereinzelten Buckelquadern - ein Zeichen, dass sie später mit älterem Material neu aufgebaut wurden. Ein schmaler Zwinger ist der Mauer zur Zugangsseite hin vorgelagert, das Baubild verweist insgesamt ins 14. Jahrhundert.
Die mittelalterliche Kernburg ist in Richtung Südwesten umgeben von Schlossgebäuden, die aus dem 17. und 18. Jahrundert stammen und gut erhalten sind, dem so genannten unteren Schloss. Früher bildete dieses Areal die Vorburg. Den Hof erreicht man durch ein Tor aus dem Jahr 1600, links schließen sich zwei gedrungene Schlossgebäude aus dieser Zeit an. Dahinter neuere Schlossgebäude mit sehr steilen Giebeln aus dem 18. Jahrhundert.
Auf dem Gelände der ehemaligen Vorburg hat die Stadt vor kurzem ein modernes Veranstaltungszentrum errichtet.
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Palas, Reste der Kernburg (Anklicken!) |
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Wissenswertes |
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Im Parsberger Schloss wurde gerade ein neu konzipiertes, heimatkundliches Museum eröffnet. Im Sommer findet im Innenhof ein Theaterfestival statt. Nähere Informationen zu Museum und Festival finden sich unter http://www.parsberg.de.
Nur wenige Kilometer entfernt liegt die Lupburg, die lange zum Parsberger Besitz gehörte. In der Kirche findet sich der Grabstein von Ritter Christof von Parsberg.
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