Regensburg
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Wo gibt es in Regensburg heute überhaupt eine Burg zu sehen, könnte man fragen. Auf den zweiten Blick ist dann aber eine Vielzahl burgähnlicher Bauwerke in der Stadt deutlich sichtbar. Dazu gab es im heutigen Stadtgebiet und der näheren Umgebung weitere vollwertige Burgen, von denen heute allerdings nicht mehr viel zu sehen ist.
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Beschreibung und Geschichte
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Die Regensburger Stadtburgen sind in ihrem Erhaltungszustand nördlich der Alpen einzigartig. Es waren keine Burgen im eigentlichen Sinne, sondern repräsentative Wohnsitze der Patrizier, der Stadtadeligen und großen Kaufleute, die im Rat das Sagen hatten. Mit ihren Häusern wollte die Führungsschicht der Reichsstadt eindrucksvoll demonstrieren, dass sie sich den Adeligen der Umgebung gleichwertig erachtete. Im Äußeren lehnen sich die Gebäude deshalb an die Burg an, ohne jedoch die Verteidigungsfunktion zu erfüllen, wie am Titelbild oben gut zu erkennen ist. Es ist das Haus der Familie Weltenburger am Haidplatz, stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist seit dem 16. Jahrhundert als Gasthof "Goldenes Kreuz" bekannt.
Die Idee für die Bauweise stammt wahrscheinlich aus Norditalien, die Mode verbreitete sich ab 1200 rasant und hielt bis nach 1300 an. Von den einst vielen "Geschlechtertürmen" sind in Regensburg heute noch 20 erhalten, allen voran der mit 42 Meter Höhe beeindruckende Goldene Turm in der Wahlenstraße 16 (Foto rechts). Mit seinen dünnen Mauern ist er kein Bergfried und kein Wohnturm, sondern diente auschließlich als Statussymbol. Erbaut wurde er ab 1260, später wurde er wegen seiner Höhe auch als Wachturm benutzt. Das zugehörige Haus war Sitz der Kaufmannsfamilie Waller, die selbst aus Italien stammte. Weitere sehenswerte Stadtburgen sind das Goliathhaus (Goliathstraße 4), das Runtingerhaus (Keplerstraße 1) und der Baumburgerturm (Am Watmarkt 4).
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Beschreibung und Geschichte
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Der so genannte "Römerturm" am Alten Kornmarkt ist in Wirklichkeit ein echter Bergfried, der zur Pfalz des bayerischen Herzogs gehörte. Er misst 14x14 Meter und ist mit den Resten dieser Pfalz durch einen torartigen Schwibbogen verbunden. Der untere Bereich des Turms besteht aus großformatigen Buckelquadern, darüber kleinformatige, regelmäßige Buckelquader, die oberen Stockwerke sind dann aus Bruchsteinen mit Eckquaderung gebaut. Dementsprechend kann man von einer Entstehung um 1200 ausgehen, der obere Teil stammt dagegen aus dem 14. Jahrhundert. Das Innere wurde im Zweiten Weltkrieg mit einer Stahlbetondecke ausgestattet, weil dort die Domfenster lagerten. Seine Funktion war wahrscheinlich von Anfang an als eine Art Tresor angelegt. Der Kamin im ersten Stock zeigt aber, dass der Turm auch ständig bewohnt war, zumindest von Wachen. Er ist nicht öffentlich zugänglich.
Regensburg war bis um 1100 die Hauptstadt des Herzogtums Bayern, die herzogliche Pfalz am Alten Kornmarkt der Herrschaftssitz. Die Stadtherrschaft selbst aber war geteilt zwischen dem Herzog, dem König (vertreten durch den Regensburger Burggrafen, links) und dem Bischof. In staufischer Zeit stieg die Stadt bis 1245 zu einer selbst verwalteten Reichsstadt auf, was immer wieder zu Konflikten mit dem Herzog führte. Die Pfalz, die er sich mit dem König teilte, verlor dadurch an Bedeutung, blieb aber bis in die Neuzeit erhalten. Die Gebäude selbst wurden erst ab 1937 zum großen Teil abgebrochen um Platz für das Postamt zu schaffen.
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Weitere Burgen
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Viele weitere Burgen gab es in den Dörfern um die Stadt herum: in Sarching (links), Barbing, Höfling, Pentling, Niederwinzer, Burgweinting, Niedertraubling, Gebelkofen. Von den meisten ist nichts mehr zu sehen, ein paar sind in späteren Schlossbauten aufgegangen.
Die spektakulärste Geschichte hat allerdings der verschollene Burgstall auf dem Regensburger Geiersberg, dem heutigen Dreifaltigkeitsberg, zu bieten. Herzog Ludwig II. von Bayern hatte nach Provokationen durch die Regensburger Bürger beschlossen, die Reichsstadt unter seine Kontrolle zu zwingen. Deshalb ließ er im Jahr 1258 die Burg "Landeskron" auf den Höhen gegenüber der Stadt errichten. In den folgenden kriegerischen Auseinandersetzungen zog er aber den Kürzeren. Im Friedensvertrag von 1259 verpflichtete er sich, auf seine Burg auf dem Geiersberg zu verzichten und erlaubte das Schleifen durch die Regensburger Bürger, die das so gründlich machten, dass bis heute keine Reste mehr davon zu finden sind.
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Eine der schönsten mittelalterlichen Städte Europas mit vielen burgähnlichen Bauwerken
Literatur:
Andreas Boos: Burgen im Süden der Oberpfalz
Alois Schmid: Historischer Atlas von Bayern: Regensburg
Weitere Informationen unter:
http://www.regensburg-entdecken.de unter "Sehenswertes"
"Geschlechtertürme" im Historischen Lexikon Bayerns von Joachim Zeune
Erstellt 1/2013.
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