Burg Falkenberg
Landkreis Tirschenreuth, Oberpfalz
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Lage und Zugänglichkeit |
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Falkenberg liegt in der Nähe von Tirschenreuth im Nordosten der Oberpfalz. Am besten nimmt man von Regensburg die A 93 Richtung Norden und verlässt sie nach Windisch-Eschenbach auf der Abfahrt Falkenberg. Nach der Ausfahrt rechts, dann nach wenigen Kilometern noch einmal rechts dem Schild nach Falkenberg folgen. Die Burg liegt mitten im Ort und ist nicht zu verfehlen.
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Geschichte
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Im Jahr 1154 wird ein "Pilegrin de Valkenberch" zum ersten Mal genannt. Pilgrim war wohl der Bruder Ulrichs von Liebenstein und stammte aus Eger. Beide waren ursprünglich Ministrialen des Markgrafen Diepold III. von Cham und Vohburg. Das bald reichsfreie Geschlecht der Falkenberger lässt sich bis ins 13. Jahrhundert weiterverfolgen, letzter Vertreter dürfte der Ritter Konrad II. von Falkenberg sein, der 1252 zum letzten Mal in einer Urkunde auftaucht. Geldmangel hatte die Falkenberger schon vorher dazu gezwungen, ihre umfangreichen Güter nach und nach an die Leuchtenberger und das Kloster Waldsassen zu verkaufen. 1280 urkundet der Landgraf Gebhard von Leuchtenberg als neuer Burgherr, der Falkenberg zuerst an den Nürnberger Burggrafen, dann an das Kloster Waldsassen verpfändet. Nach dem Tod Gebhards muss seine Frau Jutta die Burg um 1300 an das Kloster verkaufen, seitdem residieren Verwalter in Falkenberg und bauen die Burg im 14. Jahrhundert noch einmal aus. Anfang des 15. Jahrhunderts wird der Bergfried gebaut. Im Jahr 1428 wird die Burg im Zuge der Hussitenüberfälle belagert. Sie hält den Angriffen stand und wird dabei nicht groß beschädigt.
1572 gerät die Burg nach dem Erlöschen des Klosters Waldsassen in die Hände der wittelsbachischen Pfalzgrafen, die zum Protestantismus übergetreten waren. Nach der Niederlage des Pfälzer "Winterkönigs" Friedrich V. zu Anfang des dreißigjährigen Krieges kommt die Burg dann mit der Oberpfalz an die katholischen Wittelsbacher aus Bayern und wird deswegen 1648 von den Schweden belagert. Ohne große Kämpfe kapituliert die Besatzung, die Burg wird aber danach aufgegeben und verwahrlost. 1678 ist sie bereits eine Ruine und wird als Steinbruch genutzt. Ab 1840 ergreifen Ludwig I. von Bayern und Falkenberger Bürger Maßnahmen um die verbleibenden Mauern zu erhalten.
Das Foto rechts zeigt den Zustand im Jahr 1930: eine Ruine. Ihre heutige Gestalt verdankt die Burg dem Wiederaufbau ab dem Jahr 1937 durch den Grafen Friedrich Werner von der Schulenburg, der seit 1934 Botschafter des deutschen NS-Regimes in Moskau war. In Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege hat der Regensburger Architekt Franz Günthner die Mauern ergänzt, das Innere wohnlich ausgebaut und einen neuen Dachstuhl aufsetzen lassen. Graf von der Schulenburg geriet gegen Ende des Dritten Reiches in Gegensatz zum Terrorregime Hitlers: Er war an den Umsturzplänen des Grafen Stauffenberg beteiligt und wurde deshalb im November 1944 hingerichtet.
Bis 2008 blieb Falkenberg in Familienbesitz, wurde dann von der Gemeinde aufgekauft und in letzter Zeit umfangreich saniert - mit einem Aufzug im Burgfelsen. Dabei wurden auch archäologische Funde gemacht, die neue Erkenntnisse über die frühe Burggeschichte bringen könnten. Heute ist die Burg Hotel und Museum.
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Beschreibung |
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Falkenberg ist eine klassische Felsturmburg: Mit ihren Bauten folgt sie dem Granitfelsfundament und wächst sozusagen aus dem natürlichen Stein heraus. Eine separate Ringmauer ist so überflüssig. In die Außenmauern sind mehrere schlüsselförmige Schießscharten eingebaut, die für das 14. Jahrhundert typisch sind. Der tiefe Halsgraben trennt den Felsen von einer Anhöhe im Osten ab, auf der einst die Vorburg angelegt war. Der Zugang zur Burg liegt auf dieser Seite und erfolgt über eine (später nachgebaute) Holzbrücke, die auf Steinpfeilern ruht. Noch heute kann man die Nische und die unteren Kragsteine für die Zugbrücke erkennen. Die Burg bestand ursprünglich aus zwei Wohntrakten im Westen (1) und im Osten (2), mehreren Verbindungsbauten und einem Brunnenturm (3) im Norden. Im Wasser des Brunnens fand sich 1936 ein 300 Jahre alter Holzeimer. Die Gebäude gruppieren sich alle um einen zentralen Hof.
Im 14. Jahrhundert wurde die Burg ausgebaut. Zuerst fügte man im Süden einen Torturm (7) an, der in einem oberen Stockwerk die Burgkapelle beherbergte. Leider wurde das originale Kreuzrippengewölbe aus Sandstein im Jahr 1803 zerstört, der heutige Kapellenerker mit dem Wappenfries stammt aus dem Jahr 1938. Nach 1400 fügte man den rechteckigen Bergfried hinzu, der 1,7 m starke Mauern und einen Eingang in 5 m Höhe hat. Er steht frei in der Nordostecke des Burghofs. Der Bau eines solchen Wehrturmes scheint zu dieser Zeit sehr ungewöhnlich: Der Bergfried war längst aus der Mode gekommen und scheint auch für eine Felsturmburg wie Falkenberg ohne sinnvolle Funktion.
Die Burg Falkenberg hatte im späten Mittelalter ein völlig anderes Gesicht als heute. Auf den noch heute sichtbaren, originalen Außenmauern der Burg und des Turms war ein auskragendes Stockwerk aufgesetzt, das aus Fachwerk und Holz gebaut war. Auf der Zeichnung aus dem Jahr 1620 ist das noch gut zu erkennen. Die heute sichtbaren Innenausbauten und der Dachstuhl mit Schieferdeckung stammen allesamt aus der Zeit des Wiederaufbaus in den 1930er Jahren.
Laut Presseberichten wurde bei den Sanierungsarbeiten das Fundament eines Buckelquader-Bergfrieds aus dem 12. Jahrundert gefunden. Er hatte seinen Platz auf dem Areal der heutigen Vorburg auf einem Felsen rechts von der Brücke zur heutigen Kernburg und maß etwa 10 x 10 Meter. Das könnte bedeuten, dass die ursprüngliche Anlage ganz anders aussah, als das, was man heute von der Burg sieht. Der bauliche Schwerpunkt könnte auf dem Areal der heutigen Vorburg gelegen haben.
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Wissenswertes |
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Der Burgfelsen ist ein einzigartiges Geotop: Falkenberger Granit mit Feldspateinsprenglingen, der in "Wollsack"-artigem Verwitterungszustand vorliegt. Ähnliche Gebilde gibt es bei der nahen und sehr sehenswerten Ruine Weißenstein zu bewundern.
Ein weiteres sehenswertes Ziel in der Gegend ist das ehemalige Zisterzienserkloster Waldsassen, das ja lange im Besitz der Burg Falkenberg war. Das Kloster ist heute berühmt für den barocken Bibliothekssaal, der im Jahr 1725 gebaut und mit wunderbaren Schnitzereien, Stuckarbeiten und Malereien verziert wurde. Ganz in der Nähe liegen auch die einzigartige Burgruine Flossenbürg und Burg Neuhaus bei Neustadt an der Waldnaab.
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Karte Bayernatlas
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