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Niedergang des Rittertums



Der Aufstieg der Ritterschaft endete mit dem Erblichwerden der Lehen in der zweiten Hälte des 13. Jahrhunderts. Dieser Erfolg bedeutete gleichzeitig den Anfang vom Niedergang: Das Erbrecht, welches die Aufteilung des Besitzes verlangte, führte zu immer mehr Burgen, aber zu immer kleineren Besitzeinheiten. Diese konnten den ständig steigenden Geldbedarf, Verteidigungs- und Repräsentationsaufwand der Ritter bald nicht mehr decken.
 
Dazu kam der Aufstieg der Landesfürsten, des Stadtbürgertums und die Durchsetzung der Geldwirtschaft. Die Ritter hatten im 14. und 15. Jh. im Wesentlichen drei Möglichkeiten: Sie konnten ihr Ritterdasein aufgeben und in die Stadt gehen. Sie konnten sich als Soldatenführer oder Verwaltungsbeamte bei einem Landesherrscher verdingen. Oder sie machten Raubzüge und nutzen das Fehderecht zum Erpressen von Geldern (in der Oberpfalz z.B. die Chamerauer und die Auer von Stockenfels). Aufsteigende Städte wie Nürnberg und Regensburg aber auch die Landesherrscher Bayerns setzten sich dagegen massiv zur Wehr (z.B. Zerstörung von Ehrenfels 1416 durch Regensburg).
 
Steinbüchse, Ende 14. Jh.
Wichtig ist auch die Entwicklung neuer Kriegstechnik. Schon die Verbreitung der Armbrust und des Langbogens im 12. Jahrhundert war für die Ritter problematisch: Bolzen konnten Rüstungen durchschlagen, Bogenschützen trafen Lücken in der Rüstung auf große Entfernung. Ein päpstliches Verbot, das die "unritterlichen" Waffen ächtete, wurde im 13. und 14. Jahrhundert immer öfter ignoriert.
 
Schließlich machten Feuerwaffen und Kanonen seit dem 15. Jahrhundert die Ritter wie die früher fast unneinnehmbaren Burgen verletzlich. Ein neuer Bauboom war die Folge: Man versuchte, die Burgen den neuen Gegebenheiten anzupassen. Vorwerke, Zwinger, Mauertürme und später Batterietürme sollten die Burg gegen Feuerwaffen besser schützen. Große Teile oberpfälzischer Burgen (z.B. in Kürnberg, Leuchtenberg) stammen aus dieser Zeit. Parallel wurden auch die Ritter selbst besser ausgerüstet, durch Plattenpanzer, neuartige Helme usw. Die Maßnahmen hatten durchaus noch Erfolg, wie erfolgreiche Burgenverteidigungen gegen die Hussiten in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zeigen (z.B. in Obermurach, Stefling oder Falkenstein 1428). Allerdings trieben die Ausbauten nicht wenige Burgherren in den finanziellen Ruin.
 



Ausklingen der Burgenzeit



Spätestens seit dem Ende des 15. Jahrhunderts konnten die Burgen und ihre Besitzer mit der Entwicklung nicht mehr Schritt halten. Die Landesherrscher versuchten ihre Rechte auszubauen und geschlossene Territorien in ihre Hand zu bekommen. Die Ritter waren kriegstechnisch, gesellschaftlich und politisch obsolet geworden: Unberittene, gut trainierte Söldner übernahmen ihre Aufgabe im Krieg, Beamte ihre Aufgaben bei der Landesverwaltung.
 
Besonders den bayerischen Herzögen, den Bischöfen von Bamberg und Regensburg und den Reichsstädten Nürnberg und Regensburg waren die letzten unabhängigen Ritter ein Dorn im Auge: Sie waren ihren Machtinteressen im Weg und durch ihre Raubzüge zu einem Problem der "inneren Sicherheit" geworden. Berühmte Beispiele gibt es einige: Götz von Berlichingen kämpfte jahrelang gegen die Stadt Nürnberg und den Bamberger Bischof. 1512 plünderte und brandschatzte er dessen Burg in Vilseck.

Andere Ritter schlossen sich zu Bünden zusammen, um ihre alten Rechte mit Gewalt gegen die politischen Umwälzungen zu verteidigen. Die Nussberger und Degenberger gründeten 1466 den Böcklerbund. In diesem organisierten sich die Ritter des Bayerischen Waldes, um ab 1468 gegen den bayerischen Herzog Albrecht IV. vorzugehen. Bernhardin Stauffer zu Ehrenfels war ab 1488 Mitglied im Ritterbund der Löwler. Diese Ritter aus der Oberpfalz und dem Bayerischen Wald kämpften ab 1491 wiederum gegen Albrecht und die Stadt Regensburg, Ziel war es, die endgültige Unabhängigkeit vom Landesherrscher zu erkämpfen. Aber alle zogen sie den Kürzeren, der Niedergang blieb unabwendbar.
 
Das zeigt sich auch an den Burgen selbst: Die mehr und mehr nutzlosen Bauten wurden immer wieder verkauft oder verpfändet, oft an Aufsteiger, die sie als reine Prestigeobjekte bewohnten und bald selbst wieder verkaufen mussten. Im Landshuter Erbfolgekrieg (1503-1506) wurde endgültig offenbar, dass die meisten Burgen einem ernstzunehmenden Angriff nicht mehr gewachsen waren: die Haimburg, Kallmünz und Laaber fielen. Die Ritter und adeligen Familien verließen die abgelegenen Höhenburgen, um in den Dörfern und Städten zu residieren. Viele Burgen wurden in Schlösser umgebaut (z.B. Alteglofsheim, Parsberg, Wörth), andere nach einer Zerstörung nicht wieder in Stand gesetzt.
 
So war schon um 1600 ein großer Teil der Burgen verlassen und ruiniert.
 


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Erstellt 9/2000, aktualisiert 4/2014.